Der Zusammenhang zwischen Inflation und ZinsenUpdate November 2024

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank war in den vergangenen Jahren vor allem durch die ausgeprägte Niedrigzinspolitik bestimmt. Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wiederum sorgten zwischenzeitlich für eine steigende Inflation. Die US-Amerikanische Notenbank hat im März 2022 zum ersten Mal seit Jahren die Zinsen angehoben, Anfang Mai 2022 gleich ein zweites Mal. Nach mehreren Zinserhöhungen stieg der Leitzins in den USA auf über 5 Prozent. Stand November 2024 bewegt er sich auf leicht niedrigerem Niveau im Korridor von 4,5 bis 4,75 Prozent. Auch auf die Europäische Zentralbank wächst der Druck, zu handeln. Doch wie hängen Inflation und Zinsen zusammen?

Zentralbanken beeinflussen die Wirtschaft

Zinsen und Inflation beeinflussen sich gegenseitig. Die Zentralbanken legen den sogenannten Leitzins fest. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen oder anlegen können. In Europa – genauer gesagt für den Geltungsbereich der europäischen Währungsunion – ist dafür die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig. In den USA übernimmt diese Aufgabe die Federal Reserve Bank (kurz „Fed“ genannt).

Die Höhe des Leitzinses hat Auswirkungen auf die Bau-, Kredit- und Sparzinsen. Vereinfacht gesagt führen niedrigere Zinsen zu steigender Kreditvergabe. In der Folge wird mehr Geld ausgegeben, wodurch die Inflation steigt. Steigen die Zinsen, wird mehr gespart. Dadurch wird weniger Geld ausgegeben. Das bremst zwar das Wirtschaftswachstum, senkt gleichzeitig aber auch die Inflation. Zentralbanken nutzen diesen Mechanismus, um durch stabile Preise für Verbraucher:innen und Unternehmen die Wirtschaft im Gleichgewicht zu halten.

Welche Leitzinsen gibt es?

Im Bereich der europäischen Währungsunion legt die EZB drei Leitzinsen fest: Den Hauptrefinanzierungssatz, den Einlagezinssatz und den Spitzenfinanzierungssatz. Der Hauptrefinanzierungssatz ist der Zinssatz, zu dem Banken bei der EZB Geld leihen können. Dieser lag lange Zeit beim Rekordtief von null Prozent, aktuell liegt er bei 3,40 Prozent. Der Einlagezinssatz wiederum bezeichnet den Zinssatz, zu dem Banken Geld bei der Europäischen Zentralbank kurzfristig anlegen. Dieser beträgt derzeit 3,25 Prozent. Als dritter Leitzins wird der Spitzenrefinanzierungssatz bezeichnet. Er gibt an, zu welchen Konditionen Banken sich kurzfristig Geld leihen können. Lange Zeit lag dieser bei 1 Prozent über dem Hauptrefinanzierungssatz, aktuell bei 3,65 Prozent.

Was bringt eine Erhöhung der Zinsen für die Wirtschaft?

Die Verbraucherpreise stiegen in 2022 und 2023 deutlich stärker als mit dem angestrebten Zuwachs von 2 Prozent pro Jahr. Im März 2022 stiegen sie in den USA um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. In Deutschland betrug die Inflation im März 2022 7,3 Prozent, im April 7,4 Prozent. Ihren vorläufigen Höhepunkt in der Bundesrepublik erreichte sie mit 10,4 Prozent im Oktober 2022, zum Jahresende betrug die Inflation noch 8,6 Prozent. Verantwortlich dafür waren gestörte Lieferketten, steigende Energiepreise und Arbeitskräftemangel. Seit August 2023 zeigt sich eine deutliche Abschwächung der Inflation, die sich seit dem Frühjahr 2024 um 2 Prozent bewegt. Mit steigenden Zinsen können Notenbanken die Inflation abschwächen. Wenn weniger Kredite für Anschaffungen aufgenommen werden, sinkt die Nachfrage nach Gütern. Um diese dennoch abzusetzen, sinken die Preise bzw. steigen weniger stark.

Welche Nachteile bringt eine Zinserhöhung für die Wirtschaft mit sich?

Sinkende Nachfrage führt auf Seiten der Unternehmen zu sinkenden Investitionen, das Wirtschaftswachstum wird gebremst. Schlimmstenfalls kommt es zur sogenannten Stagflation, einer Phase anhaltender konjunktureller Schwäche bei gleichzeitig hoher Inflation.

Höhere Zinsen ziehen zudem Anleger an. Durch die Zinserhöhung der Fed wird somit der Dollar gestärkt. Für Schwellenländer, die oft recht hoch in Dollar verschuldet sind, steigt dann die Belastung. Auch werden Rohstoffpreise häufig in Dollar berechnet, was sich nachteilig auswirken kann.

Das Zusammenspiel von Inflation, Zinsen, Krieg in der Ukraine sowie wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen ist auch Gegenstand eines Podcasts der Reihe „Mikro trifft Makro“. Im Gespräch mit Moderator Dirk Huesmann ordnet Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das aktuelle Geschehen ein:

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