Das Rentensystem der Bundesrepublik Deutschland, aber auch die Systeme anderer europäischer Länder, stehen vor einer großen Herausforderung: Der demografische Wandel führt dazu, dass die Anzahl der Beitragszahler abnimmt und die Anzahl der Rentenempfänger steigt. Schon jetzt steht fest: Das Nettorentenniveau vor Steuern – gemessen am letzten Einkommen – sinkt von 51,6 Prozent im Jahr 2010 auf 41,2 Prozent im Jahr 2060. Erschwerend kommt hinzu, dass die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung von derzeit unter 20 Prozent des Bruttoeinkommens auf 27,2 Prozent im Jahr 2060 ansteigen sollen. Das Thema Altersvorsorge gewinnt vor diesem Hintergrund enorm an Bedeutung, schließlich möchte niemand im Alter seinen Lebensstandard aufgeben müssen.
Da die staatliche Rente als erste Säule der Altersvorsorge künftig nicht mehr ausreichen wird, um dieses Ziel – die Sicherung des Lebensstandards bei Renteneintritt – zu gewährleisten, müssen betriebliche und private Vorsorge ausgebaut werden. Damit die Belastungen für Sparer im erträglichen Rahmen bleiben, sind hier renditestärkere Instrumente gefragt. Aktien können dabei für viele Anleger ein mögliches Mittel sein, dass dabei hilft, die sich abzeichnende Lücke in der gesetzlichen Rente zu schließen.
Welches Ziel verfolgt eine aktienbasierte Altersvorsorge?
Das Ziel des Aufbaus einer Altersvorsorge mittels Aktien sollte sein, den aktuellen Stand des Versorgungsniveaus von ca. 50 Prozent des letzten Nettoeinkommens vor Steuern zu erhalten. Bei einer Spardauer von 45 Jahren benötigt ein zukünftiger Rentner, der sein Ansparen im Jahr 2015 begonnen hat, eine Rendite von 4,3 Prozent p.a. um beim Renteneintritt im Jahr 2060 und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von weiteren 21 Jahren die Rentenlücke zu schließen. Frauen benötigen eine Rendite von 4,6 Prozent, da sie durchschnittlich eine höhere Lebenserwartung haben als Männer (Quelle: Deutsches Aktieninstitut).
Welche Rendite bieten die „klassischen“ Anlageformen?
Zieht man zum Vergleich langfristige Staatsanleihen westlicher Industriestaaten heran und geht von einer Umlaufrendite von ca. 1 Prozent aus, müsste eine Rentnerin einen Anteil von 9,8 Prozent, der Rentner immerhin 8,5 Prozent des Bruttoeinkommens sparen, um die Versorgungslücke zu schließen. Historisch betrachtet, pendelte die Sparquote deutscher Haushalte meist um ca. 10 Prozent. Folglich müssten fast die gesamten Ersparnisse in die Altersvorsorge gesteckt werden, um den Lebensstandard im Alter zu sichern. Dieses Szenario ist jedoch völlig unrealistisch. Zumal die durchschnittlichen Sparraten für die Altersvorsorge in Deutschland jüngst sogar gesunken sind (Quelle: DSGV Vermögensbarometer 2016).
Welche Rendite ist mit Aktien zu erwirtschaften?
Das oben dargestellte Erfordernis einer Rendite von etwas über 4 Prozent erfordert offensichtlich die Einbindung von Anlageklassen jenseits klassischer Spareinlagen oder Staatsanleihen. Ein Blick in die Vergangenheit der Aktienmärkte zeigt: Im kurzfristigen Bereich schwanken die Kurse von Aktien zum Teil sehr stark. In großen Wirtschaftskrisen mussten Anleger zeitweise Kurseinbrüche von mehr als 50 Prozent verkraften. Langfristig haben sich diese Verluste jedoch oft ausgeglichen, sodass sich hier die Rendite meist in einem Bereich oberhalb von 6 Prozent bewegt. Grundlage für diese Einschätzung ist die Auswertung von Aktiensparplänen, die in den Jahren 1967 bis 2015 mit Anlagehorizonten von einem Jahr bis zu dreißig Jahren möglich gewesen wären. In anderen Ländern ist die Einbeziehung von Aktien als Teil der Altersvorsorge daher schon deutlich weiter verbreitet.
Unter welchen Voraussetzungen sind Aktien geeignet, eine angemessene Rendite zu erwirtschaften?
Das kommt ganz darauf an, was Sie von Ihrer Anlage erwarten. Denkbar sind sowohl Anlageformen mit einem garantierten Rückzahlungsbetrag, als auch solche, die keine Garantie bieten. Sie sollten in Ihre Überlegungen miteinbeziehen, was Ihnen wichtiger ist: Möchten Sie zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt die Sicherheit haben, über den garantierten Rückzahlungsbetrag verfügen zu können? Dann ist der „Preis“ für diese Garantie eine unter Umständen weniger hohe Rendite. Oder sind Sie bezüglich des Auszahlungszeitpunkts für Ihre Altersvorsorge zeitlich flexibel? Dann können Sie genau zu dem Zeitpunkt die Früchte Ihrer Anlage ernten, wenn die Kurse sich mit Ihren Erwartungen decken.
Welche Anlage ist dann die richtige für mich?
Jeder Mensch hat unterschiedliche Anforderungen an seine Altersvorsorge. Eine pauschale Lösung kann es daher nicht geben. Wer einen Riester-Vertrag abgeschlossen hat oder in eine betriebliche Altersvorsorge investiert, der ist vielleicht schon ein Stückchen weiter auf dem Weg zu einer soliden Altersvorsorge. An welchen Stellschrauben Sie noch drehen können, um ein optimales Ergebnis zu erzielen, kann Ihnen jedoch am besten Ihr Berater in einem persönlichen Gespräch erklären.