Die rheinhessische Unternehmerlandschaft ist so abwechslungsreich und reizvoll wie unsere Region selbst. Heimat und High-Tech, Tradition und Top-Level – wir stellen ausgewählte Unternehmer:innen in unserer Serie „Rheinhessen nach vorne“ vor:
Anna Eckelt / Osteopathie-Praxis im ehemaligen Kino
Hallo Frau Eckelt, bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen einmal kurz vor:
Guten Tag, mein Name ist Anna Eckelt ich bin 46 Jahre alt, verheiratet und habe drei Kinder. Ich habe im Juli 2021 meine Praxis für Osteopathie im alten Roxy Kino im schönen Ortskern von Mainz Bretzenheim gegründet. Seither arbeite ich hier als Osteopathin mit viel Freude.
Wie sind Sie dazu gekommen, den Schritt zu gehen und selbst zu gründen?
Das ich mich selbständig gemacht habe, ergibt sich ein bisschen aus meiner Biografie, die ist nicht ganz geradlinig. Aber dennoch bin ich der Überzeugung, dass ich Fähigkeiten gelernt habe, die mir in meinem Job helfen können. Deswegen war die Selbständigkeit für mich eine optimale Lösung für Menschen da zu sein, ohne potenzielle Arbeitgeber von meinem Fähigkeiten überzeugen zu müssen.
Haben Sie sich im Vorfeld über mögliche Risiken informiert oder haben Sie das Risiko vielleicht sogar bewusst in Kauf genommen?
Über die Risiken meiner Gründung habe ich mich im Vorfeld ganz klassisch informiert. Ich habe im Internet Seiten aufgesucht, habe mich in Sachen eingelesen und ich habe eine Gründungsberatung mitgemacht. Dadurch fühlte ich mich recht gut informiert, weil ich ja auch in eine schwierige Zeit gegründet habe – in die Ausläufer der Corona Pandemie.
Von vielen Leuten wurde ich vor der Selbständigkeit gewarnt. Aber ich muss ehrlich sagen, ich war überzeugt von meiner Idee. Ich habe die Risiken einfach bewusst in Kauf genommen, weil ich dachte: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wenn man gründet und man viel Herzblut da reinsteckt, dann ist es klar, dass es diese Location ist, dass es dieses Setting ist. Aber wenn ich das nicht von Anfang an so mache, wie ich es mir vorgestellt habe, dann gründe ich im Prinzip zweimal.
Eine Gründung hat ja auch bürokratische Hürden. Welche Schwierigkeiten haben sich Ihnen aufgetan, oder wovor haben andere Sie gewarnt?
Ja, also definitiv sind die bürokratischen Hürden eine Herausforderung. Gerade auch da eine Handlungssicherheit zu entwickeln. Was ist erlaubt, was muss ich beachten, welche Faktoren gehören dazu…
Ich habe mich intensiv informiert und reingehängt und hatte eine ganz tolle Idee, dass ich einen Raum bieten kann und das alles hat sich dann weiterentwickelt, wie eine Autobahn.
Das war mein Weg, den ich gesehen habe, aber der wurde immer schwieriger. Mir kam die Berufsordnung der Ärzte dazwischen und plötzlich tut sich Plan B auf. Ich habe die Räumlichkeiten hier entdeckt und dachte: Mensch, das ist viel besser hier.
Deswegen hat sich das ergeben, dass ich hier meinen Plan B verwirklichen konnte, der mir auch viel besser gefiel als der ursprüngliche Plan.
Und ja man hat mich natürlich vor Eventualitäten gewarnt, aber ich bin damit eigentlich sportlich umgegangen. Ich habe mir alles angehört, habe das kritisch geprüft und daraus gelernt:
Kann man Räume in Arztpraxen untermieten? Nein
Kann man die Heilpraktiker Prüfung ohne Kurs vor dem Gesundheitsamt Mainz bestehen? Ja, kann man.
Inwiefern konnte die Rheinhessen Sparkasse Sie bei der Gründung unterstützen?
Okay, also da muss ich ganz ehrlich sein. Ich habe mich natürlich an den Gründungsplan gehalten und mir verschiedene Banken angeschaut und war eigentlich ganz überzeugt, dass ich woanders hinmöchte. Die Rheinhessen Sparkasse stand also eher nur pro forma auf meiner Liste.
Dann hat mich aber die Beratung der Sparkasse einfach überzeugt. Was mich besonders beeindruckt hat war, dass mein Berater Bank genauso versteht wie ich Osteopathie verstehe – nämlich ganzheitlich.
Er ist mir, obwohl ich fachfremd war, sehr auf Augenhöhe begegnet. Meine Kompetenzen wurden wertgeschätzt und gleichzeitig wurde ich mit dem Bank Knowhow unterstützt. Das fehlte mich natürlich, weil ich kein Bankmensch bin.
Ich fand es einfach gut, dass ich viele kleine Hilfen bekommen habe, z.B. mit dem EC-Gerät, was mir zuvor gar nicht bewusst war. Da habe ich dann ein Angebot erhalten, ohne das Gefühl zu haben, etwas aufgedrückt oder verkauft bekommen zu haben. Denn das mag ich nicht so gerne.
Aber da fühlte ich einfach so eine Unterstützung und darauf habe ich auch sehr vertraut, dass das gut wird und es hat mich auch sehr bestärkt mit meinem Businessplan.
Während meiner Gründung ist dann noch passiert, dass mein Bankberater eine berufliche Veränderung durchlebt hat. Das war für mich im ersten Moment ein kleiner Schock, weil ich ja mit ihm sehr gut klarkam und fand das in meiner Gründungsphase eher nicht so gut.
Aber dann hat mir mein Bankberater seinen Nachfolger vorgestellt und alles lief nahtlos weiter. Ich musste also nicht wieder von vorne anfangen, sondern man hat gemerkt es klappt und passt. Der neue Berater war genauso informiert und wir haben an der Stelle weitergemacht, wo ich mit dem Kollegen zuvor aufgehört habe.
Das hat mich sehr beeindruckt, weil ich das mag, wenn Teams gut zusammenarbeiten und ich das Gefühl habe, dass das auch ein menschliches Miteinander ist.
Und zu meinem neuen Bankberater Herr Best, habe ich auch immer noch ein sehr gutes Verhältnis.
Welche Tipps würden Sie anderen mitgeben, wenn sie unsicher sind zu gründen, oder gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen?
Also die Tipps die ich anderen Gründenden mitgeben würde sind:
- Träume so realistisch wie möglich und wage den Sprung ins kalte Wasser
Mir hat es geholfen, mich am Worstcase Szenario zu orientieren. Also was muss passieren, dass nichts mehr funktioniert und was kann ich dann machen, dass es funktioniert.
Als ich gemerkt habe, dass ich Plan A,B,C,D,E entwickeln kann, da war das für mich klar. Ich fühlte mich da auch von der Rheinhessen Sparkasse realistisch unterstützt. Dass immer gesagt wurde, ja das kann man so machen, das ist gut so. - Eine Gründung dauert 3 Jahre und so pessimistisch wie man vor der Gründung ist, umso optimistischer sollte man danach sein.
Drei Jahre dauert es und in diesen drei Jahren werden sich viele Sachen auftun, von denen man vorher keine Ahnung hatte. Da zählen dann auch einfach Soft Skills und Netzwerke. Wenn man sich sicher ist und weiß was man den Leuten verkauft, oder eine Dienstleistung anbietet, dann kann eigentlich nichts passieren. Es kann nichts passieren, dass die Idee schlecht wird, nur die Umstände müssen sich ändern und dann ist es gut.
Also drei Jahre Zeit und an sich selbst glauben.
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