Deka-Stratege Joachim Schallmayer über Trumps neuen Kuschelkurs gegenüber Juncker – und was er für die Börsen bedeutet.
Herr Schallmayer, derzeit kann man Sie nicht wirklich beneiden, oder?
Warum das?
Wie kann man als “Leiter Kapitalmärkte und Strategie” die Strategie eines Donald Trump voraussagen?
Tonalität und Auftritte sind mehr als gewöhnungsbedürftig. Aber über einige seiner Kritikpunkte am internationalen Handel lässt sich diskutieren.
Zölle zum Beispiel?
Ein viel größeres Thema sind die Bewertungen der Währungen oder die Marktzugänge in verschiedenen Ländern. Auch beim Rechtsrahmen oder bei Übernahme-Möglichkeiten können Verhandlungen angebracht sein.
Sind die Amerikaner wirklich jahrzehntelang über den Tisch gezogen worden?
Erst einmal haben alle von der Globalisierung profitiert – nicht zuletzt US-Firmen wie Apple, Google oder GM. Aber die Verhältnisse verschieben sich. Viele Staatschefs fürchten, dass ihre Länder ins Hintertreffen geraten. Vor allem China holt kräftig auf. Zusammen mit möglichen Währungsbeeinflussungen Pekings droht da Gefahr für etablierte Industrieländer wie die USA oder Deutschland.
Darum geht Trump mit Europa jetzt wieder eher auf Kuschelkurs? Die Aktienkurse sind nach der Vereinbarung der USA mit der EU, die Zölle möglichst weitgehend abzubauen, ja deutlich gestiegen.
Die Börsianer hatten sich vor dem Treffen von Donald Trump mit Jean-Claude Juncker auf den worst case eingestellt, der Kursaufschwung ist eine Art Durchatmen. Aber die großen Konflikte werden die Märkte weiter beschäftigen.
Nur die Zinspolitik der Notenbanken scheint aus dem Fokus geraten.
Richtig beobachtet. Dabei ist die Geldpolitik eigentlich das wichtigere Thema für die Marktentwicklung. Die Auswirkungen von Zöllen auf die Wirtschaftsleistung sind viel geringer als die der Zinsen – gerade auf längere Sicht.
Die US-Notenbank dreht bereits eine Weile an der Schraube.
Auch in Europa wird die Zinspolitik die Märkte prägen. Ende dieses Jahres läuft das Anleihekaufprogramm der EZB aus. Und nächstes Jahr werden die Zinsen in Euroland in einem ersten kleinen Schritt angehoben, gefolgt von weiteren Schritten im Jahr 2020.
Kann das die Wirtschaft belasten?
Wir sind optimistisch. Erstens können steigende Zinsen in einer wirtschaftlich stabilen Zeit auch von Vorteil sein – etwa für Finanzdienstleister, deren Aktien zuletzt schwächelten. Zweitens bleibt das Wachstumsumfeld positiv, wie die aktuellen Quartalsbilanzen der Unternehmen zeigen.
Gab es nicht auch Gewinnwarnungen?
Aber letztlich hat kaum jemand seinen Geschäftsausblick revidiert – und noch wichtiger: Die Investitionen werden nicht zusammengestrichen. Bisher handeln und planen die Unternehmen besonnen. Denn die Nachfrage stimmt, die Auftragslage ist bei den meisten Firmen gut und die Lieferzeiten lang. In Europa dürfte das Gewinnwachstum 2018 gegenüber 2017 etwa 7 bis 8 Prozent erreichen, in den USA sogar mehr als 20 Prozent, was allerdings gut zur Hälfte auf die Steuerreform zurückzuführen ist.
Wird es in der zweiten Jahreshälfte dann an den Börsen wieder gelassener zugehen?
Zunächst erwarten wir bei den Marktteilnehmern noch Zurückhaltung und damit rückläufige Aktienkurse im dritten Quartal. Viele Themen schaukeln sich ja weiter hoch: China und die USA im Handelsstreit, die Haushaltspolitik Roms in Zeiten der Schuldenkrise, die Verhandlungen über den Brexit …
…hart oder weich?
Wir gehen von einer Verlängerung der Übergangsphase aus – nach dem März 2019 wird weiter verhandelt. Denn selbst die Briten wissen nicht, wohin es gehen soll. Der Brexit ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass politische Kapriolen zwar die Börsen belasten können. Bei fundamental starker Konjunktur und gesunden Unternehmen kommt es aber zu keinen tiefergehenden Erschütterungen.
So auch diesmal?
Ja, zum Jahresende hin könnten die Märkte wegen der grundsätzlich stabilen Rahmendaten wieder ins Plus drehen. Beim Dax halten wir bis zu 13.500 Punkte für realistisch. Deshalb sollten Anleger auch dabei bleiben.
Und lohnt auch noch der Neueinstieg in Aktienfonds?
Wenn man bereit ist, die Kursrisiken des Aktienmarktes zu tragen, ganz sicher. Denn trotz der behutsamen Zinswende der EZB wird das Zinssparen auf absehbare Zeit keine Alternative sein, um nach Abzug der Inflation ein Vermögen aufzubauen. Die Investition in die Realwirtschaft bleibt ein guter Weg. Allerdings wird es 2019 wohl keine riesige Dynamik mit starken Kurssteigerungen geben und Anleger sind insgesamt gut beraten, sich in den kommenden Jahren auf ein etwas raueres Anlageklima einzustellen.
Das Interview führte unser Kollege Peter Weißenberg von fondsmagazin.
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Stand: 01.08.2018