Soll ich jetzt mein Geld in Gold anlegen?
Anlegerinnen und Anleger weltweit kaufen so viel Gold wie seit Jahren nicht mehr – und lassen es an der Spitze der Edelmetall-Rangliste glänzen. Sein Preis hat den Höchststand aus dem Jahr 2020 geknackt. Weitere Steigerungen sind gut möglich.
Gold, das begehrteste aller Edelmetalle, macht seinem Ruf als sicherer Anlagehafen in (wirtschaftlich) unruhigen Zeiten wieder alle Ehre: Seit Jahresbeginn 2024 hat der Goldpreis um rund 12 Prozent zugelegt. Anfang Januar notierte er noch bei knapp 2.050 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) – und damit unterhalb des Rekordhochs von 2.063 US-Dollar im Jahr 2020. Am 4. April 2024 markierte er dann ein neues Allzeithoch bei zeitweise 2.304 US-Dollar.
Damit rangiert Gold auch deutlich oberhalb der Preise anderer Edelmetalle: Palladium kostete zur selben Zeit gut 1.008 US-Dollar, Platin 929,00 US-Dollar und Silber rund 26,50 US-Dollar (jeweils je Feinunze).
Kapitalmarktexpertinnen und -experten erklären den Preisanstieg vor allem mit der deutlich nachlassenden Inflation. Sie gebe Anlass zur Annahme, dass die Notenbanken bald ihre Leitzinsen senken. In der Eurozone könnte das – Aussagen einiger Notenbanker der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge – schon im Juni dieses Jahres der Fall sein. Die US-Notenbank Fed erwägt sogar, 2024 bis zu drei Zinssenkungen vorzunehmen.
Weitere Zuwächse möglich
In der Spekulation auf sinkende Zinsen sehen die Expertinnen und Experten einen wahren Schub für das Edelmetall. Und: „Wenn die Notenbanken vom Zinserhöhungs- wieder in den Zinssenkungsmodus schwenken, dürfte noch mehr Schwung in den Goldpreis kommen“, erklärt Moritz Kraemer, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Marktteilnehmer verweisen auch darauf, dass die Notenbanken selbst verstärkt Gold gekauft hätten. Vor allem die Notenbank von China habe in den vergangenen Monaten ihre Goldbestände deutlich aufgestockt, bestätigte der Branchenverband World Gold Council. Damit habe sie zugleich für eine stärkere Nachfrage auf dem Weltmarkt gesorgt.
Unsicherheiten beflügeln Goldpreis
sBei hohen Leitzinsen investieren Marktteilnehmer eher in sichere, aber verzinste Anlagen, anstatt Gold zu kaufen, worauf es keine Zinsen gibt. Aber nicht nur näher rückende Zinssenkungen und die Käufe durch Zentralbanken lassen den Goldpreis steigen, sondern auch die Nachfrage nach sicheren Anlagen inmitten politischer Unsicherheit.
So tragen auch die Entwicklungen in Osteuropa und im Nahen Osten zu der aktuellen Entwicklung bei: Vor allem der anhaltende Krieg in der Ukraine sowie der Konflikt zwischen Israel und Palästina haben die geopolitische Lage verschärft. Zudem hatte die Nachfrage nach Gold nach dem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus Anfang April 2024 zugelegt.
Der Glanz von Gold verblasst nicht
Gold ist eines der ältesten Zahlungsmittel überhaupt. Seit Jahrhunderten hat es weltweit einen beständigen Ruf als perfekte Geldanlage in Krisenzeiten. Gerade die Deutschen lieben das Edelmetall: Laut Bericht des World Gold Council kauften deutsche Anlegerinnen und Anleger im Jahr 2022 mehr als 185 Tonnen Gold. 2023 brach die Nachfrage zwar zeitweise ein. Dennoch wird geschätzt, dass sich hierzulande knapp 9.100 Tonnen Gold in privater Hand befinden – und noch einmal knapp 3.360 Tonnen in Besitz der Bundesbank, also des deutschen Staates.
Doch nicht nur in Deutschland erfreut sich das Edelmetall größter Beliebtheit – Gold gilt weltweit als eine der nachgefragtesten Anlagen schlechthin.
Gold ist abhängig von der Nachfrage der Anlegerinnen und Anleger
Der Goldpreis schwankte in den vergangenen zwei Jahrzehnten pro Jahr im Mittel stärker als etwa die Aktienkurse. Damit ist das Edelmetall alles andere als eine verlässliche Geldanlage. Es hat keine innere Wertentwicklung wie etwa Unternehmen – und damit Aktien. Vor allem die Nachfrage steuert den Goldpreis.
Von 2011 bis 2021 legte der Goldpreis zum Beispiel nur um 1,5 Prozent zu. Zum Vergleich: Während desselben Zeitraums bescherte der Aktienindex MSCI World seinen Investoren einen Ertrag von 308 Prozent.
Daher betont LBBW-Chefvolkswirt Kraemer, dass Gold als Einzelinvestition „vermutlich keine so gute Idee“ sei. „Zum einen ist das Risiko relativ hoch, wenn alle Eier in einem Korb liegen. Zum anderen erhält man bei Gold eben keine Zinsen oder Dividenden.“
Dennoch kann es eine gute Geldanlage sein: „In einem Anlage-Mix kann Gold eine seiner größten Stärken ausspielen: die negative Korrelation zu anderen Anlageformen. Dies führt dazu, dass die Beimischung von Gold die Schwankungsbreite eines Portfolios reduziert“, erklärt er weiter. “Mit einem Goldanteil von 5 bis 10 Prozent in einem Depot lässt es sich also definitiv besser schlafen.“
Münzen oder Barren?
Die Produkte, über die Anlegerinnen und Anleger direkt und indirekt Gold kaufen können, sind vielfältig. Daher sollten gerade Einsteiger einige grundlegende Dinge wissen.
Wer Gold als sicheren Hafen in Krisenzeiten betrachtet, sollte auf Goldbarren setzen. Bei der Investition in Barren muss man auf Goldgehalt, Gewicht und Kosten achten.
Nur die Barren mit einem Feingoldgehalt von 99,99 Prozent lohnen den Kauf. Haben sie eine geringere Qualität, sind sie schwerer wiederzuverkaufen. Manche Banken und Händler kaufen nur Barren von Herstellern, die von der London Bullion Market Association (LBMA) zertifiziert wurden.
Eine beliebte Alternative zu Barren sind Münzen. Sie sind schon zu deutlich geringeren Beträgen zu haben. Wichtig ist, sogenannte Anlagemünzen zu kaufen. Sie sind international anerkannt. Zu den bekanntesten Münzen zählen Krügerrand, Eagle, Maple Leaf, Britannia, Wiener Philharmoniker und Känguru.
Aufgrund ihres deutlich geringeren Gewichts sind sie zwar vordergründig erschwinglicher. Aber je höher die Gewichtsklasse, desto günstiger sind im Verhältnis dazu die Prägekosten. Daher bevorzugen viele Anlegerinnen und Anleger ab einem Gewicht von einer Feinunze.
Es ist nicht alles Gold …
Es gibt weder eine Finanzaufsicht, die über den Handel mit Goldbarren und Münzen wacht, noch gibt es gesetzliche Anforderungen an Verkäufer und ihre Beratungsqualität. Immer wieder werden Anlegerinnen und Anleger beim Goldkauf betrogen. Die Fälschungen werden immer besser.
Daher ist es Einsteigerinnen und Einsteigern in das Goldgeschäft fast unmöglich, Falschgold zu erkennen. Sie sollten sich nur an seriöse Goldhändler oder Sparkassen beziehungsweise Banken wenden, die das Edelmetall anbieten. Es hilft auch immer, vorher im Internet den Goldpreis-Richtwert nachzuschauen. Er wird zweimal täglich im sogenannten Goldfixing ermittelt.
Steuerfreie Geldanlage
Da Gold ein Edelmetall ist, ist es in der Europäischen Union (EU) steuerfrei. Anlegerinnen und Anleger sparen daher sowohl die 19 Prozent Mehrwertsteuer als auch die Abgeltungssteuer für Gewinne aus Goldverkäufen. Aber: Voraussetzung ist gemäß der Regelung zur Spekulationsfrist, dass sie ihr Gold für mindestens ein Jahr lang behalten.
Gold zählt als Sondervermögen, daher ist es selbst bei einer Insolvenz des Emittenten vor dem Zugriff des Finanzamtes oder vor Gläubigern geschützt. Anlegerinnen und Anleger müssen somit nicht befürchten, ihren Gegenwert nicht zurückzuerhalten.
Sicher aufbewahren
Wer Gold besitzt, sollte wissen, wie und wo er es am besten lagert. Selbst Barren im Wert von 10.000 Euro sind zwar nur einige Zentimeter groß. Doch haben Einbrecher sie einmal entdeckt, können sie sie umso leichter abtransportieren.
Ganz wichtig: Verstecke zu Hause sind nicht nur dann wirklich gut, wenn sie nicht einfach zu finden sind. Wichtig ist auch, dass Erben im Todesfall von ihnen wissen. Sonst gehen womöglich große Werte verloren. Wer sein Gold dennoch unbedingt zu Hause aufbewahren möchte, sollte sich daher einen (kleinen) Safe anschaffen.
Noch besser ist ein Schließfach. Im Schnitt liegen die Kosten bei einer Sparkasse zwischen 45 und 207 Euro pro Jahr. Dabei gilt: Je größer das Schließfach, desto teurer.
Wertpapiere: ETCs und ETFs statt physischem Gold
Anstatt zu Hause oder in einem Schließfach Barren zu bunkern, können Anlegerinnen und Anleger auch in Gold-Wertpapiere in Form von Zertifikaten investieren: in sogenannte Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) oder in Gold-ETFs (Exchange Traded Funds). Beide Varianten lassen sich im Internet mit ein paar Klicks an der Börse kaufen und verkaufen.
Gold-ETCs sind Wertpapiere, die die Entwicklung des Goldpreises nachbilden. Diese Zertifikate müssen in Deutschland zu 100 Prozent mit physischem Gold hinterlegt sein. Das heißt: Der Herausgeber eines Gold-ETCs verfügt tatsächlich physisch über das Gold, das er in Form einer Schuldverschreibung als ETC anbietet.
Vor- und Nachteile der Wertpapiere
Sie haben vor allem den Vorteil, dass keine zusätzlichen Kosten für Produktion und Verwahrung wie beim physischen Gold entstehen. Ihr Nachteil ist, dass sie nicht als Sondervermögen gelten und daher bei einer Insolvenz des Anbieters nicht geschützt sind. Kommt es zur Insolvenz, reihen sich die Anlegerinnen und Anleger mit ihrer Schuldverschreibung mit anderen Gläubigern ein – und bekommen womöglich nicht den gesamten Wert ihrer Investition ausbezahlt.
Gold-ETFs zeichnen ebenfalls die Wertentwicklung von Gold eins zu eins nach. Aber anders als bei Gold-ETCs erwerben Anlegende eines ETFs vom Herausgeber einen Fondsanteil. Da ETFs in Deutschland laut Gesetz ihre Anlage immer auf mehrere Wertpapiere aufteilen müssen, können Anlegerinnen und Anleger an deutschen Börsen in keinen reinen Gold-ETF investieren. Das ist nur an ausländischen Börsen möglich, zum Beispiel in der Schweiz oder in den USA. Das allerdings ist mit viel Bürokratie, gerade bei der Besteuerung, verbunden.