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Die anhaltende Niedrigzinsphase wirft bei vielen Sparern Fragen auf. Kein Wunder, müssen sie sich doch oft mit Zinssätzen unterhalb der Ein-Prozent-Marke zufrieden geben. In einem solchen Umfeld können Aktienmärkte eine lohnende Alternative sein. Dabei haben sich rückblickend Dividendenerträge als zuverlässiger gezeigt als Kurssteigerungen von Aktien. Doch Vorsicht: Wer allein auf die vorausgegangenen Dividendenausschüttungen schaut, lässt wichtige Faktoren außer Acht. Dr. Ilga Haubelt, Fondsmanagerin des Deka-DividendenStrategie, schildert, worauf Anleger bei der Aktienauswahl schauen sollten.

Frau Dr. Haubelt, das Jahr 2016 verlief holprig an den internationalen Aktienmärkten. Was erwarten Sie von 2017?

Gerade das vergangene Jahr hat gezeigt, wie robust der Aktienmarkt ist. Trotz des Referendums in Großbritannien und dem beschlossenen Austritt aus der EU konnten die internationalen Aktienmärkte am Jahresende ein Plus verzeichnen. Der Deutsche Aktienindex ging nach seinem schlechten Jahresstart und einem Kursrückgang von rund 20 Prozent am Ende mit einem Plus von 6,8 Prozent aus dem Jahr 2016. Für 2017 sind die weltwirtschaftlichen Perspektiven attraktiv. Doch es wird weiterhin zu teils starken Kursschwankungen kommen. Nicht zuletzt sehen wir eine auseinanderdriftende Zinsentwicklung in den USA und der Eurozone. Insgesamt sind wir für Europa und die Entwicklung in Deutschland optimistisch.

Lassen Sie uns auf Deutschland blicken: Die Hauptversammlungssaison 2017 geht in ihre heiße Phase. Worauf dürfen sich Anleger gefasst machen?

Genau diese stimmt mich zuversichtlich, denn die Konsensus-Schätzungen der Experten prognostizieren für dieses Jahr für die DAX-30-Unternehmen alle einen neuen Ausschüttungsrekord. Nachdem sich die Dividendenzahlungen im vergangenen Jahr auf 29 Mrd. Euro beliefen, rechnen sie in diesem Jahr mit einem Dividendenregen in Höhe von mehr als 32,5 Mrd. Euro.

Allerdings sind die Kursbewegungen stellenweise heftig.

Da haben Sie Recht. An den Märkten kommt es immer wieder zu Korrekturen. Wir gehen sogar davon aus, dass die Schwankungen der Kurse zunehmen werden. Blicken wir einmal auf den August 2015, als der DAX von 11.608 auf 9.648, also um fast 2.000 Punkte, nachgegeben hat. In einer solchen Phase konnten wir feststellen, dass Aktien von hochwertigen Unternehmen mit hoher Dividende die Verluste besser abfederten als Aktien von Unternehmen, die keine beziehungsweise eine geringe Ausschüttung vornehmen.

Gibt es dafür eine Erklärung?

Wenn das Klima an den Kapitalmärkten rauer wird, suchen Anleger verstärkt nach qualitativ hochwertigen Aktien. Dividendenzahler sind häufig substanzstarke Unternehmen. Insofern sollten Anleger bei der Auswahl auf Dividendenqualität achten und den Kauf von Aktien mit unsicheren Perspektiven vermeiden.

Kommen wir noch einmal zurück zur Dividende, was macht sie so attraktiv?

Die Höhe der Dividende spiegelt regelmäßig die Ertragskraft des Unternehmens wider. Sie kann zudem Aufschluss darüber geben, wie der Vorstand die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung einschätzt. Blickt er optimistisch in die Zukunft, wird er der Hauptversammlung eine höhere Dividendenausschüttung vorschlagen.

Und wenn nicht, eine Kürzung?

Genau das ist der Punkt. Aktionäre freuen sich immer über höhere Ausschüttungen und sind verärgert, wenn sie nicht mindestens das bekommen, was sie beispielsweise im zurückliegenden Jahr an Ausschüttung erhalten haben. Eine Gesellschaft wird also sehr darauf bedacht sein, ihre Dividende mindestens auf gleichem Niveau zu halten. Sprich: Dividendenkontinuität hat Signalwirkung. Allerdings ist die Dividendenhöhe aus dem vergangen Jahr kein Garant für zukünftige Dividendenzahlungen.

Wie können Anleger, die auf Dividenden setzen wollen, sich verhalten?

Sie sollten nicht versuchen, immer der höchsten Dividende nachzujagen. Vielmehr sollten Anleger nach Aktiengesellschaften suchen, die ihre Dividenden dauerhaft zahlen können und sie potenziell sogar erhöhen. Dabei spielen auch Marke und Marktposition eine wichtige Rolle. Deswegen müssen Anleger Unternehmen ausfindig machen, die sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen von den Wettbewerbern abheben und dadurch auch bessere Preise durchsetzen können. Die Schwierigkeit ist, dass nicht jedes Unternehmen mit einer attraktiv erscheinenden Dividendenrendite auch ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell verfolgt.

Wie kann man das herausfinden?

Das ist für private Anleger nicht so einfach. Sie müssen sich mit dem Geschäftsbericht des Unternehmens auseinandersetzen, die Firmenstrategie verstehen und die Neuigkeiten über die Branche und das Unternehmen verfolgen. Das ist ein sehr zeitaufwendiges und mühseliges Unterfangen.

Haben Sie einen Vorschlag, wie es leichter gehen kann?

Eine Möglichkeit ist eine Investmentfondslösung. So können Anleger mit einer Strategie, die sich auf dividendenstarke Unternehmen fokussiert, vom Know-how der Fondsmanager profitieren. Denn die Experten beschäftigen sich tagtäglich eingehend mit den Unternehmen und haben auch die Märkte stets im Blick. Allerdings unterliegen auch Investmentfonds Kursschwankungen. Man kann ein Verlustrisiko also nicht ausschließen. Gegenüber einzelnen Aktien verringern Anleger jedoch ihr Risiko, da sie auf einen Schlag in einen Korb von unterschiedlichen Unternehmen investieren. Für welchen Anleger eine solche Strategie in Frage kommt, lässt sich aber nicht pauschal sagen. Es spielen viele individuelle Faktoren eine Rolle, sodass die Anlageentscheidung auf jeden Fall Teil einer persönlichen und vor allem ganzheitlichen Finanzarchitektur sein sollte. Am besten entwickelt man diese Architektur gemeinsam mit einem professionellen Berater.