Eigenheim-Pläne geraten immer mehr in Gefahr
Baukredite waren jahrelang sehr günstig. Aber seit einiger Zeit steigen die Bauzinsen wieder – deutlich schneller, als zuvor absehbar war. Viele Menschen wollen nun die noch günstigen Kredite nutzen. Andere haben ihren Traum vom Eigenheim vorerst auf Eis gelegt. Was ist die richtige Entscheidung?
Das Wichtigste in Kürze:
Die Bauzinsen haben sich deutlich verteuert. Langfristige Prognosen sagen einen weiteren Anstieg voraus.
Da außer den Zinsen auch die Preise für Immobilien deutlich gestiegen sind, ist ein Haus- oder Wohnungskauf derzeit für viele Menschen nicht einfach zu entscheiden.
Zinsen haben sich seit Anfang 2022 mehr als verdoppelt
Seit Anfang 2022 sind die Baufinanzierungszinsen stark gestiegen. Sie betragen derzeit mehr als das doppelte im Vergleich zu Beginn des Jahres 2022. Dabei gibt es wenig Unterschiede je nach Zinsbindungsfrist, der Zuwachs ist weitgehend unabhängig von der Laufzeit der Kredite.
Allein im April 2022 verteuerten sich die Zinsen für Immobilienkredite um rund 0,5 Prozentpunkte. Und laut Prognosen steigen sie weiter an.
Krieg, Inflation und Kapitalpuffer beeinflussen Entwicklung der aktuellen Bauzinsen
Auslöser der Zinswende ist die stark zunehmende Inflationsrate. Einer der am meisten genannten Gründe für den massiven Anstieg der Preise – vor allem für Energie – ist der anhaltende Krieg Russlands gegen die Ukraine. Eingesetzt hatte der Preisanstieg bereits im vorigen Jahr in der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Preissteigerungen für Materialien und Lebensmittel. Am Jahresende 2021 lag die Teuerungsrate in Deutschland bei 5,3 Prozent – im Mai 2022 betrug sie bereits 7,9 Prozent. Das ist weit über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent.
Andererseits steht vor allem das allgemein steigende Zinsniveau in Deutschland und der gesamten Eurozone hinter den deutlichen Steigerungen bei den Bauzinsen. So ist die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen ebenfalls gestiegen. Damit steigen für Banken die Kosten, zu denen sie sich refinanzieren.
Zinsprognose: Es geht weiter aufwärts
Die Bauzinsen werden wohl langfristig steigen. Denn Vorgaben der Finanzaufsicht könnten Kredite für Immobilienkäufer weiter verteuern: Sie verpflichtet Banken und Sparkassen für Immobilienkredite zusätzliche Kapitalpuffer anzulegen.
Als Begründung dafür verweist die Bafin auf eine drohende Überhitzung des Immobilienmarktes – und die damit wachsenden Risiken bei Immobilienkrediten. Das bedeutet höhere Kosten für Banken. Sie führen wiederum früher oder später dazu, dass die Institute diese auf ihre Kreditkunden umlegen, wenn auch nur in Grenzen.
Bauzinsen: Nicht nur neue Kredite betroffen
Viele Menschen wollen sich nun noch die aktuellen Konditionen sichern. Denn problematisch für die Immobilienfinanzierung ist nicht nur der Zinsanstieg: Der durchschnittliche aktuelle Hypothekenzins befindet sich auf dem Niveau des Jahres 2013. Aber damals war der Kauf weitaus erschwinglicher, da die Preise für Immobilien deutlich niedriger lagen.
Seit Jahren steigen die Preise für Bestandsimmobilien, also existierende Wohnungen und Häuser, ebenso wie für Neubauten. Darüber hinaus haben die Kosten für Handwerker und Material in den vergangenen Jahren zugelegt. Und angesichts der anhaltenden Inflation ist davon auszugehen, dass die Preise in allen Bereichen in den kommenden Monaten weiter steigen werden.
Aber: Nicht nur neue Immobilienkredite sind von der Zinswende betroffen. Wer bereits ein Haus abbezahlt und bald eine Anschlussfinanzierung braucht, sollte sich mit Blick auf den weiteren Anstieg überlegen, ob er nicht jetzt schon umschuldet.
Mit einer Umschuldung, also Ablösung des laufenden Kredits durch einen neuen, werden die Kostensteigerungen kalkulierbar. Allerdings verlangen die Kreditinstitute dann in der Regel eine Vorfälligkeitsentschädigung. Zudem sind die Banken nicht verpflichtet, laufende Kreditverträge abzulösen.
Alternative: Forward-Darlehen
Eine andere Möglichkeit, um nicht in der Zinsfalle zu landen, sind sogenannte Forward-Darlehen . Für ein solches Darlehen werden die Zinssätze beim Abschluss festgeschrieben, die Darlehenssumme wird aber erst ausbezahlt, wenn der bisherige Vertrag regulär ausläuft.
Forward-Darlehen schaffen Planungssicherheit. Denn viele Kreditinstitute gewähren Forward-Darlehen bis zu mehreren Jahren vor dem eigentlichen Auszahlungszeitpunkt. Der fällige Aufschlag ist trotz der gestiegenen Zinsen weiterhin überschaubar. Daher empfiehlt es sich für viele Eigentümerinnen und Eigentümer, sich schon jetzt bei Kreditinstituten umzuschauen und nicht nur auf das Verlängerungsangebot der aktuellen Bank zu vertrauen. Ein Wechsel erspart möglicherweise Tausende Euro.
Mit staatlicher Unterstützung ins Eigenheim
In Zeiten steigender Zinsen bei gleichzeitig hohen Immobilienpreisen gibt es für Kaufinteressenten auch eine gute Nachricht: Mit staatlicher Unterstützung bei der Finanzierung und einer hohen Zinsabsicherung ist die Finanzierbarkeit in vielen Fällen realisierbar. Lassen Sie sich Ihre Möglichkeiten im persönlichen Gespräch mit unseren Finanzierungsberatern zeigen. Unseren verbindlichen Finanzierungsrahmen erhalten Sie gleich dazu.
Bauzinsen, Prognosen, beste Konditionen: Die wichtigsten Fragen und Antworten
(Stand 20.05.2022)