Meine erste Wohnung – so starten Sie entspannt in die Unabhängigkeit
Von Mietvertrag bis Hausratversicherung
Endlich in die eigenen vier Wände ziehen! Doch bevor eine neue Wohnung tatsächlich die ersehnte Freiheit bringen kann, sind ein paar Dinge zu regeln. Hier erfahren Sie, was rund um Mietvertrag, Kaution, Bürgschaft und Versicherungen wichtig ist – eine praktische Checkliste für die Wohnungsausstattung inklusive.
Alle Inhalte im Überblick:
Eine passende Wohnung finden
Der erste Schritt: eine Wohnung finden, in der Sie sich wohl fühlen. Wenn Sie sich in einer kleineren Stadt oder in einer ländlichen Gegend auf die Suche machen, wird das vermutlich leichter sein als in Großstädten wie Berlin, Stuttgart oder München, wo der Mietmarkt angespannt und bezahlbarer Wohnraum Mangelware ist. Hier können Kontakte Gold wert sein. Sagen Sie also Ihren Freunden, Freundinnen und Bekannten Bescheid, dass Sie eine Wohnung suchen, und bitten die Eltern und andere Verwandte, sich für Sie umzuhören.
Gerade in den Großstädten bietet vielleicht eine Wohngemeinschaft eine gute Alternative, sollte das monatliche Budget noch nicht ausreichen, um eine komplette Wohnung allein zu mieten. Sie können nach einem Zimmer in einer bestehenden WG suchen oder gemeinsam mit Freunden eine neue WG gründen. Dann teilen Sie Küche, Bad und eventuell noch ein Wohnzimmer miteinander – und damit auch die Kosten für die gemeinsam genutzten Räume.
Prüfen Sie auch, ob Sie Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS) haben. Menschen mit geringem Einkommen können damit staatlich geförderte Wohnungen mieten, die weniger kosten als ungeförderte Wohnungen. Die maximale Einkommenshöhe für den WBS unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Den Antrag stellen Sie in Ihrer Stadt oder Gemeinde.
Kosten für Miete & Co. überschlagen
Die monatlichen Fixkosten für eine Wohnung sollten Sie genau kennen, bevor Sie einen Mietvertrag unterschreiben. Denn außer der Kaltmiete werden noch Nebenkosten fällig. Zu diesen Nebenkosten zählen die Betriebskosten (zum Beispiel für die Reinigung des Außenbereichs, den Aufzug oder die Müllabfuhr, Kosten für Wasser) und die Heizkosten – erst dann kann man von der Warmmiete sprechen. Lassen Sie sich im Zweifelsfall vom Mieterschutzverein oder -bund beraten. Denn teils werden die Nebenkosten von Vermietenden zu niedrig angesetzt, was sich später negativ auf Ihre finanzielle Situation auswirken könnte.
Für die Heizkosten fällt auf Basis einer Verbrauchsschätzung ein monatlicher Abschlag an. Nach einem Jahr wird dann der tatsächliche Verbrauch ermittelt und mit der von Ihnen gezahlten Vorauszahlung verrechnet.
Auch die Stromkosten sollten Sie bei der Berechnung der monatlichen Fixkosten berücksichtigen. Den Stromanbieter wählen Sie als Mieterin oder Mieter selbst aus. Tut man das nicht, greift die sogenannte Grundversorgung. Grundversorger beliefern alle Haushalte in einem Netzgebiet im Rahmen eines öffentlich bekannt gegebenen Grundversorgungspreises mit Strom oder Gas. Dieser Preis kann jedoch teurer sein als ein selbst gewählter Tarif. Informieren Sie sich deswegen möglichst zeitnah zu den Konditionen. Die genaue Höhe der Stromkosten hängt von Ihrem Verbrauchsverhalten ab. Durchschnittlich werden in einem Ein-Personen-Haushalt 1.000 bis 1.800 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht – das sind Kosten von 40 bis 60 Euro pro Monat. (Stand: August 2023)
Über den Verbrauch von Heizenergie und Strom können Sie die Nebenkosten direkt beeinflussen. Hier findet man Energiespartipps, die dabei helfen, Ihren Verbrauch niedrig zu halten.
Die für die Wohnungskosten relevanten Positionen auf einen Blick:
- Kaltmiete
- Betriebskosten
- Heizung
- Strom
- Internetanschluss
- Rundfunkbeitrag (18,36 Euro)
Bewerbungsunterlagen zusammenstellen
Dort, wo sich viele Menschen auf eine Mietwohnung bewerben, sind die Anforderungen an die Bewerbungsunterlagen besonders hoch. In der Regel wird von Ihnen erwartet, dass Sie diese Dokumente sofort einreichen, wenn Sie an einer Wohnung interessiert sind:
- Anschreiben mit Ihren Kontaktdaten
- Kopie des Personalausweises
- Einkommensnachweis für die vergangenen drei Monate
- gegebenenfalls Bürgschaft der Eltern
- Bonitätsauskunft der Schufa
Mietinteressenten sind zwar nicht verpflichtet, finanzielle Informationen preiszugeben, in der Praxis verringern sich ohne Einkommensnachweis und Schufa-Auskunft jedoch die Chancen, den Zuschlag für eine Wohnung zu erhalten.
Mietvertrag prüfen und Wohnung übernehmen
Sie haben die Zusage für eine Wohnung bekommen? Sehr gut! Bei aller Vorfreude sollten Sie trotzdem den Mietvertrag genau prüfen, bevor Sie ihn unterschreiben. Am besten lassen Sie auch erfahrene Mieterinnen oder Mieter darauf schauen.
Tipp: Eventuell lohnt sich die Mitgliedschaft in einem Mieterverein. Die Expertinnen und Experten dort prüfen Mietverträge und helfen Ihnen, wenn Sie Schwierigkeiten mit dem oder der Vermietenden haben. Sie vertreten Sie auch bei juristischen Auseinandersetzungen.
Haben Sie den Vertrag unterschrieben, steht als nächstes die Wohnungsübergabe ins Haus. Dabei bekommen Sie die Schlüssel ausgehändigt. Mängel in der Wohnung sollten – am besten auch mit Fotos – in einem Übergabeprotokoll festgehalten werden, damit Sie nicht bei Ihrem Auszug dafür geradestehen müssen. Auch die Stände des Stromzählers und – falls vorhanden – der Gas- und Wasserzähler gehören ins Übergabeprotokoll.
Kaution überweisen
Bei der Kaution handelt es sich um eine Geldzahlung, die der oder die Vermietende einbehält, um sich gegen Schäden an der Wohnung abzusichern. Ist beim Auszug alles in Ordnung, erhalten Sie die Kaution zurück. Kommt es zu Schäden, kann der oder die Vermietende einen entsprechenden Geldbetrag einbehalten.
Die Kautionszahlung darf nicht mehr als drei Monatskaltmieten betragen.
Umzug organisieren
Bleiben Sie in Ihrer Region, können Sie den Umzug vermutlich gemeinsam mit Familie und dem Freundeskreis stemmen und so Geld sparen. Ziehen Sie weiter weg oder in den fünften Stock ohne Fahrstuhl sollten Sie gegebenenfalls ein Umzugsunternehmen beauftragen. Dort können Sie meist auch eine kostengünstige Beiladung buchen. Das bedeutet, dass Ihre Sachen mitgenommen werden, sobald ein größerer Umzug zum selben Zielort ansteht.
Hier finden Sie weitere Tipps für einen kostengünstigen Umzug inklusive einer Übersicht, wo Sie Ihre neue Adresse angeben sollten.
Grundausstattung kaufen
Viele Dinge werden Sie sich erst einmal besorgen müssen, wenn Sie zum ersten Mal eine komplette Wohnung einrichten – vom Bett bis zum Mülleimer. Dabei muss es sich nicht unbedingt um neue Möbel handeln, denn alles auf einmal zu kaufen, wird schnell teuer. Stattdessen können Sie sich zum Beispiel auf den Plattformen „Kleinanzeigen“ und „Free Your Stuff“ oder auf Flohmärkten nach günstigen Möbeln, Geschirr oder Lampen umschauen.
Es muss auch nicht alles sofort fertig eingerichtet werden. Auch wenn Angehörige anderer Meinung sind: Das Wohnzimmer kann ruhig ein paar Monate lang von einer Baulampe beleuchtet werden, und auf einem Meer aus Kissen lässt es sich ebenso ganz gemütlich sitzen!
Die richtige Absicherung
Mit Ihrer ersten eigenen Wohnung beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Damit tragen Sie auch mehr Verantwortung – für Ihre neue Einrichtung, aber auch für Schäden, die zum Beispiel eine defekte Waschmaschine in der Wohnung Ihrer Nachbarn und Nachbarinnen anrichten könnte.
Falls Sie noch in der Ausbildung sind, gilt für Sie eventuell noch der Schutz über die Familienversicherung der Eltern. Sie sollten dennoch unbedingt den Versicherungsschutz prüfen. Diese Policen lassen Sie beruhigter wohnen:
Haftpflichtversicherung
Die private Haftpflichtversicherung ist die wichtigste Versicherung überhaupt. Sie springt ein, wenn durch Ihre Unachtsamkeit andere Menschen oder Sachen, die Ihnen nicht gehören, zu Schaden kommen. So etwas kann Sie ansonsten schnell viele tausende Euro kosten. Zum Beispiel, wenn Ihr Fahrrad umfällt und ein parkendes Auto zerkratzt. Oder Sie vergessen, den Wasserhahn an der Badewanne zuzudrehen und dadurch die Wohnung unter Ihrer geflutet wird. Für solche Fälle brauchen Sie eine Haftpflichtversicherung, damit Sie die Kosten nicht selbst schultern müssen. Gut zu wissen ist auch, dass für einen vorübergehenden Auslandsaufenthalt während des Studiums in vielen Policen der Versicherungsschutz weiterhin besteht.
Hausratversicherung
Mit einer Hausratversicherung schützen Sie Ihr eigenes Hab und Gut zum Beispiel für den Fall, dass es bei Ihnen zu Hause brennt oder jemand einbricht und etwas stiehlt.
Mit einer Erweiterung können Sie sich auch vor Elementarschäden durch Überschwemmung oder Erdrutsch schützen oder auch Ihr Fahrrad mitversichern.
Noch gut zu wissen: Mit einer Hausratversicherung ist Ihr Eigentum selbst auf Reisen versichert.
Rechtsschutzversicherung
Plötzlich flattert die Ankündigung einer Mieterhöhung ins Haus oder es droht eine Kündigung aufgrund von Eigenbedarf. In Fällen wie diesen braucht man in der Regel juristische Beratung und eventuell sogar eine Vertretung vor Gericht. Mit einer Rechtsschutzversicherung für Mietrecht bekommen Sie die notwendige Unterstützung, ohne dass Sie die hohen Kosten dafür selbst zahlen müssen.
Sonst noch wichtig
Zu den notwendigen Versicherungen für junge Berufstätige gehören neben der Haftpflichtversicherung auch die private Altersvorsorge. Auch der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist besonders in jungen Jahren sinnvoll. In dieser Übersicht erfahren Sie alles über Versicherungsschutz für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger.