Drei Fragen an Horst von Buttlar, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Capital
4.528 Fonds prüft und bewertet die Redaktion von Capital, um schließlich jedes Jahr die besten Fonds-Gesellschaften mit dem Capital-Award auszuzeichnen. Die Deka, das Wertpapierhaus der Sparkassen, hat im Capital Fonds-Kompass 2017 den ersten Platz belegt. Welche Kriterien dabei eine Rolle spielen und was der Award aussagt, beantwortet Chefredakteur Horst von Buttlar.
Herr von Buttlar: Seit 15 Jahren zeichnet das Wirtschaftsmagazin Capital Fondsgesellschaften mit dem Capital-Award aus. Welches Maß legen Sie dabei an?
Unseren Fonds-Kompass zeichnen drei Dinge aus: Er ist unabhängig, umfassend – und bewährt. Unabhängig: Jedes Jahr prüfen externe Fachleute in unserem Auftrag die 100 wichtigsten Fondsanbieter auf Herz und Nieren. Umfassend: Sie prüfen die Qualität der gesamten Produktpalette jeder Gesellschaft, dazu noch deren Kundenservice sowie das Management. Und bewährt: Wir machen das wie gesagt seit 15 Jahren, der Fonds-Kompass ist eine Langzeitbetrachtung. Denn es bringt nichts für Anleger, einem einzelnen Top-Fonds hinterherzurennen, wenn der ein One-Hit-Wonder ist oder beim Brexit halt mal richtig lag.
„Fondsqualität“, „Kundenservice“, „Management“ und „Produktpalette“ sind also die Kriterien, damit eine Fondsgesellschaft die 5 Sterne erhält. Können Sie etwas Transparenz in das Verfahren bringen und erklären, wie diese Kriterien gewichtet werden?
Zunächst unterscheiden wir zwischen Universalisten, also großen Fondsanbietern mit einer breiten Produktpalette, und Spezialisten mit einer kleinen Fondsauswahl. Insgesamt vergeben wir 100 Punkte. Das wichtigste Kriterium mit maximal 50 Punkten ist natürlich die Fondsqualität: Dazu untersuchen wir zahlreiche Kriterien wie die Wertentwicklung von gut 4.500 Fonds – und zwar über ein, drei und fünf Jahre. Maximal 15 Punkte gibt es fürs Management, da analysieren wir, wie erfahren die Anlagestrategen sind und wie hoch die Fluktuation ist. Oft ist es ja so, dass Anleger Wechsel im Fondsmanagement nicht mitbekommen – und Fonds danach an Leistung einbüßen. Eine hohe Kontinuität in der Führung ist also wichtig. Maximal 25 Punkte gibt es zudem für den Service. Da fragen auch Leser immer wieder: Ist das wichtig? Wir sagen ganz klar: Ja. Genauso wichtig wie die nackte Performance. Denn unsere Auswertungen zeigen immer, dass mögliche Renditen toller Fonds nichts bringen, wenn man die Sieger von gestern kauft. Für Anleger ist wichtig, gute und transparente Informationen zu bekommen, damit sie ihre Strategie nicht über den Haufen werfen.
Kommen wir zu der letzten Frage: Was sagt der 5-Sterne-Award über die Gewinner – in diesem Jahr haben insgesamt sieben Universalisten die 5 Sterne erhalten – aus?
Wie in jedem Jahr bedeuten fünf Sterne, dass diese Gesellschaft viele Produkte hoher Qualität anbietet, ein sehr gutes Management und einen überdurchschnittlichen Service hat. Natürlich hat auch eine Sternegesellschaft nicht nur gute Fonds und eines der Schlusslichter kann auch starke Fonds haben. Viele Analysen aber unterschlagen einen statistischen Effekt: Wenn etwa eine ausländische Gesellschaft nur ihre besten Fonds in Deutschland vertreibt, ist die Quote der überzeugenden Fonds automatisch hoch. Deshalb stellen wir zu jedem Kurzporträt einer Gesellschaft auch immer drei Fonds hinzu, die wir für empfehlenswert halten.