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Blockchain – Ein Begriff, der immer häufiger auftaucht. Wissen Sie, was sich dahinter verbirgt? Manchmal hält revolutionäre Technologie Einzug in unser Leben, ohne dass wir es mitbekommen. Mit einem verständlichen Beispiel möchten wir Ihnen die Funktionsweise und Vorteile der Technologie aus dem Bereich der Digitalisierung erklären.

Entstehung

In den 1990er Jahren wurden die ersten Grundlagen der kryptografischen Verschlüsselung von Datenblöcken erforscht. Ein Anwendungsgebiet hatte man damals noch nicht im Auge. Erst im Jahr 2008 wurde mit der Entstehung des Bitcoin die erste Einsatzmöglichkeit der sogenannten „Blockchain“-Technologie geschaffen.

Funktionsweise

Um das Prinzip der Blockchain zu verstehen, basteln wir uns ein eigenes Modell. Und zwar ein Wirtschaftsmodell. Im vielleicht angenehmsten Sinne des Wortes. Stellen Sie sich also bitte eine Kneipe vor. Im ersten Schritt betrachten wir uns den Kneipenbetrieb ohne Blockchain: Die Gäste sitzen an der Theke und bestellen ihre Getränke, unterhalten sich, im Hintergrund läuft ein Fußballspiel, Gespräche und Gelächter sorgen für eine vertraute Geräuschkulisse. So kennt man das. Der Kneipier nimmt Bestellungen entgegen, schenkt Getränke aus und rechnet mit jedem Gast einzeln ab. Keiner der Gäste weiß so ganz genau, was der andere alles bestellt hat (je später der Abend, desto ungenauer wird die Wahrnehmung). Der Wirt verwaltet zentral die Bestellungen und den Eingang der Zahlungen. Will ein Gast die Rechnung für einen anderen übernehmen, muss er sich auf die Aussage des Wirts verlassen, wenn dieser sagt: „Ja, ihr Bekannter hatte wirklich fünf Bier und drei Schnäpse…“

Im zweiten Schritt stellen wir uns die gleiche Kneipe vor, inklusive Bierdunst, Dartautomat und Soleiern in einem großen Glas auf der Theke. Jedoch haben wir nun Gäste an der Theke sitzen, die immer eine Runde bestellen. Jeder Gast an der Theke bekommt dabei einen Strich auf seinen Deckel geschrieben. Bei fünf Gästen und fünf Runden hat anschließend also jeder Gast fünf Striche auf seinem Bierdeckel. Für den Wirt kann jetzt das Aufschreiben der Bestellungen jedes einzelnen Gastes entfallen, da die Bierdeckel, vereinfacht gesprochen, wie ein Protokollbuch funktionieren. Will ein Gast bezahlen, kann er plausibel darlegen, wirklich nur fünf Getränke getrunken zu haben. Zur Unterstützung dienen hierbei auch die Aussagen der Theken-Kollegen, denn auch hier sind jeweils nur fünf Getränke aufgeschrieben. Die Behauptung des Gastes wird dadurch belegt. In diesem Fall haben wir eine dezentrale „Datenbank“ geschaffen.

Und genauso wie im zweiten Fall funktioniert eine Blockchain. Eine Blockchain ist eine dezentralisierte Datenbank, in der alle Veränderungen zwischen den Beteiligten transparent erfasst werden. In der Realität verwendet man dafür selbstverständlich keine Bierdeckel, sondern Computer. Und in der Realität „bestellen“ auch nicht immer alle das gleiche. Aber das macht nichts. Denn wie in unserem Beispiel wird jede Veränderung auf jedem teilnehmenden Computer abgespeichert. Bezogen auf unser Beispiel bedeutet das, wenn Heinz als einziger einen Schnaps zu seinen fünf Bier bestellt, wird auf den Bierdeckeln von Karl, Egon, Hubert und Wilhelm der Vermerk hinzugefügt: „Heinz hat einen Schnaps bestellt.“ Durch dieses Prinzip werden Manipulationen ausgeschlossen. Streicht Heinz den bestellten Schnaps auf seinem Bierdeckel weg, so ist dieser aber immer noch auf den vier Deckeln seiner Kollegen aufgeschrieben. Heinz wird also nicht drumherum kommen, den Schnaps doch zu bezahlen…

Vorteile

Hier werden die Vorteile der Blockchain-Technologie sichtbar. Durch die dezentrale Speicherung der beschriebenen Vorgänge werden Manipulationen ausgeschlossen. Wenn in einem Netzwerk von 1.000 Teilnehmern die Daten eines Einzelnen manipuliert werden, stehen 999 Teilnehmer dagegen, welche die Manipulation plausibel darlegen können. Herkömmliche Systeme bieten diese Sicherheit nicht. Wir alle haben die negativen Einflüsse schon erlebt, wenn z.B. ein Server eines Unternehmens zum Opfer einer Cyber-Attacke wird und Daten gestohlen oder manipuliert werden.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Verwaltungsaufgaben erleichtert werden oder sogar ganz entfallen können. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte „Smart Contracts“. Werden Verträge zwischen mehreren Beteiligten geschlossen, muss sichergestellt sein, dass keine der Parteien Veränderungen am Vertragsinhalt vornimmt. Hierfür werden Rechtsanwaltskanzleien und Notare beschäftigt, die sich mit den Verträgen und ihrer Bestätigung befassen. Zukünftig kann mit der Blockchain-Technologie beispielsweise sichergestellt werden, dass Verträge nicht manipuliert werden können. Durch die dezentrale Datenbank verfügt auch jeder Teilnehmer über alle Informationen.

Das Potenzial dieser Technik wird neben Kryptowährungen nun auch in anderen Projekten eingesetzt. Die ersten Versicherer wickeln mit Blockchain-Technologie Verträge ab. Und die Daimler AG hat in Kooperation mit der Landesbank Baden-Württemberg die Blockchain-Technologie bei der Begebung eines Schuldscheins eingesetzt und damit den Arbeitsprozess revolutioniert. Im Interview erklärt Joachim Erdle, Leiter Corporate Finance der Landesbank Baden- Württemberg, die Vorteile der Kooperation.

Künftig wird die Blockchain-Technologie in vielen Bereichen zum Einsatz kommen, da sind sich Experten sicher. Und im Gegensatz zu unserem Kneipen-Beispiel wird sie dafür sorgen, dass die Teilnehmer am Ende keinen dicken Kopf haben.