Altersvorsorge?! Ich kriege doch Rente! Für das Thema bin ich noch zu jung! Davon habe ich selbst keine Ahnung, da frage ich lieber andere! Solche und weitere Denkfehler beim Thema Altersvorsorge können verhindern, dass man sich für das Alter ausreichend absichert. In diesem Blogbeitrag räumen wir mit sechs häufigen Irrtümern auf.
Denkfehler 1: Der Staat kümmert sich um meine Altersvorsorge
Die gesetzliche Rente ist zwar für die Versicherten eine wichtige Grundlage ihrer finanziellen Absicherung im Alter. Sie reicht allerdings nicht aus, um den eigenen Lebensstandard zu halten. Zumal die Renten zukünftig im Vergleich zu den Löhnen weniger stark steigen werden und man aufgrund der Inflation weniger für sein Geld bekommt. Deshalb ist es wichtig, zusätzlich vorzusorgen. Selbst in der sogenannten Renteninformation, einem Informationsbrief der Deutschen Rentenversicherung, die Versicherte mit mindestens 5 Beitragsjahren ab dem 27. Lebensjahr jährlich erhalten, findet sich ein Absatz zum Thema „zusätzlicher Vorsorgebedarf“.
Zudem sollte man sich auch bei der Berechnung der eigenen Rente nicht blind auf den Staat verlassen. Fehler bei der Höhe der berücksichtigten Versicherungszeiten oder des einberechneten Gehalts können passieren – mit großen finanziellen Folgen. Es empfiehlt sich deshalb, den persönlichen Versicherungsverlauf, so wie er bei der Deutschen Rentenversicherung gespeichert ist, auf Richtigkeit und Vollständigkeit zu prüfen und bei Bedarf korrigieren zu lassen. Der Versicherungsverlauf liegt der ersten Renteninformation bei und kann zudem bei der Deutschen Rentenversicherung beantragt werden.
Denkfehler 2: Für die Altersvorsorge ist auch später noch Zeit
Viele Menschen verdrängen das Thema Altersvorsorge und machen sich erst mit fortgeschrittenem Alter Gedanken darüber, wie viel Geld sie zusätzlich zur gesetzlichen Rente benötigen. Das Problem: Je älter man schon ist, desto mehr Geld muss man monatlich zurücklegen, um noch einen ausreichend hohen Betrag anzusparen. Es ist deshalb sinnvoll, sich nach dem Einstieg ins Berufsleben zeitnah um die eigene Altersvorsorge zu kümmern.
Denkfehler 3: So alt werde ich sowieso nicht
Man sollte doch lieber das Leben jetzt voll auskosten, denn wer weiß, ob man den eigenen Ruhestand überhaupt erlebt? Und selbst wenn: Das sind ja ohnehin nur noch ein paar Jahre. Oder? In Deutschland schätzen viele Menschen ihre durchschnittliche Lebenserwartung kürzer ein, als sie tatsächlich ist. Das belegen Umfragen zu dem Thema. Hinzu kommt, dass die Lebenserwartung hierzulande auch in jüngerer Zeit weiter gestiegen ist. Laut Statistischem Bundesamt lebten 65-jährige Frauen zuletzt durchschnittlich noch weitere 21,11 Jahre. 65-jährige Männer hatten eine durchschnittliche Lebenserwartung von 17,94 Jahren. Zum Vergleich: 2002/04 waren es noch 19,77 Jahre (Frauen) und 16,26 Jahre (Männer). Zudem sollte man bedenken, dass es sich bei diesen Zahlen nur um statistische Durchschnittswerte handelt. Was ist, wenn man selbst sogar viel älter wird? Deshalb ist es sinnvoll, bei der Berechnung des eigenen Finanzbedarfs im Alter lieber von einer großzügigen Anzahl an Jahren ausgehen.
Denkfehler 4: Von der Altersvorsorge habe ich keine Ahnung, deshalb verlasse ich mich auf den Rat eines Freundes
Das Thema Altersvorsorge ist komplex. Da ist es gut, wenn man jemanden kennt, der Ahnung davon hat und einem den ein oder anderen nützlichen Tipp geben kann. Vielleicht hat er auch schon mal einen Fehler begangen, aus dem man für die eigene Strategie lernen kann. Aber aufgepasst: Die eigene Altersvorsorge ist auch ein sehr individuelles Thema. Was man investieren kann und möchte und welche Risiken man einzugehen bereit ist, um seine Ziele zu erreichen, kann sehr unterschiedlich sein. Deshalb sollte man sicher gehen, dass der Freund die eigene finanzielle Situation und die eigenen Präferenzen kennt. Im Zweifel sollte man lieber auf professionelle Beratung ausweichen. Außerdem wird man nicht drumherum kommen, sich auch selbst ein wenig in das Thema Altersvorsorge einzuarbeiten. Nur wenn man versteht, wie die Anlagemöglichkeiten funktionieren, kann man wirklich wohlüberlegte Entscheidungen treffen und erlebt keine bösen Überraschungen.
Denkfehler 5: Ich überweise monatlich etwas auf mein Sparbuch und sorge so für das Alter vor
Wer monatlich etwas von seinem Gehalt für das Alter zurücklegt, ist bereits auf dem richtigen Weg. Das Problem: Sparer erhalten aktuell praktisch keine Zinsen mehr auf ihre Einlagen in sicheren Anlageformen wie Sparbüchern, Tages- oder Festgeldkonten. Zwar ist die Inflation seit einigen Jahren gering, jedoch in der aktuellen Situation immer noch höher als das Zinsniveau für sichere Anlageformen. Die Folge ist ein Wertverlust der Spareinlage. Das für die Altersvorsorge zurückgelegte Geld verliert also über die Jahre an Wert. Deshalb sollte man sein Geld unbedingt auch in andere Produkte investieren. Dafür eignen sich beispielsweise sogenannte kapitalbildende Altersvorsorgeprodukte wie Betriebs- oder Riester-Renten. Auch Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle, Aktien oder Aktienfonds können in Betracht kommen. Dabei gilt im Allgemeinen: Je höher das Risiko, desto größer ist auch die Rendite. Das muss jeder persönlich entscheiden. Wichtig ist es aber, zumindest die Inflation auszugleichen.
Denkfehler 6: Mein Haus ist meine Altersvorsorge
Die beste Altersvorsorge sind die eigenen vier Wände. Man nimmt jetzt einen Kredit auf, hat das Häuschen dann im Alter abbezahlt und spart sich die Miete. So oder so ähnlich hört man es immer wieder. Tatsächlich kann das eigene Haus oder die Eigentumswohnung Teil einer guten Altersvorsorge sein. Experten warnen allerdings davor, die Immobilie als alleinige Maßnahme anzusehen. Denn: Auch sie kann an Wert verlieren. Zudem sollte man bedenken, dass auch im Alter weiterhin Kosten für Reparatur oder Instandhaltung anfallen, die man dann von der Rente bezahlen muss. Der Kauf einer Immobilie rechnet sich deshalb auch nicht für jeden: Wer zu hohe Kreditraten zahlen oder den Kredit noch bis kurz vor der Rente abbezahlen muss, dem bleibt kaum noch Zeit und Geld für zusätzliche Vorsorgemaßnahmen.