Vermögensbarometer 2023
Menschen sind unzufriedener mit ihrer finanziellen Situation – aber hoffen verstärkt auf Besserung
Die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland drückt auf die finanzielle Zufriedenheit der Menschen. Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland spüren zunehmend die Auswirkungen der Inflation und der geopolitischen Krisen. Aber es gibt auch Hoffnung: Laut Vermögensbarometer 2023 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) rechnen mehr Menschen als im vergangenen Jahr mit einer Besserung ihrer Finanzen in naher Zukunft, insbesondere die junge Generation.
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Die wirtschaftlichen Konsequenzen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und die weiterhin hohe Inflation lasten zunehmend auf der Stimmung der Menschen in Deutschland. Immer mehr sind unzufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Laut dem Vermögensbarometer, einer repräsentativen Umfrage, die der DSGV seit 2005 jährlich zum Weltspartag veröffentlicht, bewerten aktuell nur noch 34 Prozent der Befragten ihre finanzielle Situation als „gut“ oder „sehr gut“. Im vergangenen Jahr waren das noch 38 Prozent – nach 43 Prozent im Jahr 2021. Zudem stufen nun 26 Prozent ihre finanzielle Lage als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“ ein, im Vergleich zu den 22 Prozent aus dem Vorjahr.
Aus der Umfrage geht aber erfreulicherweise auch hervor, dass die Menschen ihre Situation nicht als aussichtslos betrachten: Nur noch 25 Prozent der Befragten erwarten, dass sich ihre Lage in den kommenden 2 Jahren weiter verschlechtert – im Vergleich zu 31 Prozent im Vorjahr. 2022 waren es also noch 6 Prozentpunkte mehr. Für die kommenden 6 Monate erwarten 20 Prozent eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation.
Besonders die jungen Menschen sind positiv gestimmt: 42 Prozent der 14- bis 29-Jährigen rechnen im kommenden halben Jahr mit einer Verbesserung, mittelfristig – also auf 2 Jahre betrachtet – sogar 63 Prozent.
Untere Einkommensgruppen leiden besonders
Es überrascht nicht, dass die hohen Preissteigerungen für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs vor allem die Menschen mit den geringeren Einkommen belasten: Bei einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.000 Euro beurteilen derzeit 62 Prozent der Befragten ihre finanzielle Situation als sehr schlecht oder schlecht.
Im Einkommensbereich zwischen 1.000 und 2.000 Euro sind es schon deutlich weniger, aber immerhin noch 40 Prozent. Dagegen beträgt dieser Wert bei den Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.000 und 4.000 Euro gerade mal 12 Prozent.
Menschen entwickeln Strategien, um mit der Situation klarzukommen
Die steigenden Preise zwingen die Menschen dazu, sich einzuschränken. Laut Vermögensbarometer verzichten 71 Prozent auf Dinge des täglichen Bedarfs. 61 Prozent haben ihren Konsum eingeschränkt. Dies ist der höchste Wert seit Beginn des Vermögensbarometers im Jahr 2005. Um die steigenden Preise zu bewältigen, greifen 62 Prozent der Befragten auf preisgünstigere Alternativen zurück, 40 Prozent verreisen seltener, und 52 Prozent heizen weniger.
Für viele ist es auch schwieriger geworden, Geld zur Seite zu legen: Nur noch 29 Prozent der Befragten sparen feste monatliche Beträge, jeder Fünfte kann gar nicht sparen. Das ist eine bedenkliche Entwicklung: Seit 2021 ist der Anteil der Nichtsparerinnen und Nichtsparer kontinuierlich von 15 auf nunmehr 20 Prozent gestiegen.
Altersvorsorge und Immobilienkäufe ebenfalls unter Druck
Auch die Altersvorsorge und der Wunsch nach einem eigenen Zuhause leiden unter den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen. Obwohl mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) angibt, für den Ruhestand vorzusorgen, ist dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr (61 Prozent) gesunken. Außerdem sind größere Sparbeträge selten: Nur 11 Prozent sparen mehr als 250 Euro pro Monat, während 22 Prozent überhaupt nicht sparen können.
Dennoch: Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist ungebrochen. Bei den 20- bis 50-Jährigen planen 31 Prozent den Kauf einer Immobilie. Aber 57 Prozent fehlt das nötige Eigenkapital, um ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. 20 Prozent bezeichneten die hohen Preise als Hinderungsgrund. 17 Prozent halten die Baukosten beim Neubau für zu hoch.
Investitionsstau bei energetischen Sanierungen
Ein weiteres Problem ist die zunehmende Zurückhaltung bei Investitionen in energetische Sanierungen von Bestandsimmobilien. 41 Prozent der befragten Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer zwischen 20 und 50 Jahren haben bereits energetisch saniert. Aber 82 Prozent derjenigen, die noch nicht saniert haben, wollen dies auch nicht in Zukunft tun. Fehlendes Eigenkapital (48 Prozent) und die mangelnde Überzeugung von den Vorteilen (41 Prozent) sind die Hauptgründe. Außerdem vermissen 21 Prozent eine staatliche Förderung.
Diejenigen, die energetisch sanieren, konzentrieren sich bislang auf klassische Maßnahmen: Angeführt von der Dach- und Fassadendämmung (63 Prozent), folgen der Austausch der Fenster (61 Prozent) und die Installation einer neuen Heizung (51 Prozent). Doch der Blick auf anstehende Maßnahmen zeigt: Neue Energieanlagen sind im Kommen. So planen 50 Prozent den Einbau einer Photovoltaik-Anlage (durchgeführt: 32 Prozent) und 21 Prozent den Einbau einer Wärmepumpe (durchgeführt: 12 Prozent).
Vertrauen in Finanzinstitute: Sparkassen bauen ihren ersten Platz aus
In diesem Jahr konnten die Sparkassen laut Vermögensbarometer 2023 ihre Spitzenposition bei der Vertrauensfrage nicht nur halten, sondern sogar ausbauen: Mittlerweile haben 43 Prozent der Befragten starkes Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute. Die Volks- und Raiffeisenbanken belegen den zweiten Platz mit 38 Prozent. Unter den Direktbanken genießt die ING mit einem Anteil von 29 Prozent das höchste Ansehen.