„La Pachanga“ – der aus dem spanischen stammende Begriff steht für Lebensfreude, Musik, Rhythmus und nicht zuletzt ein Lebensgefühl. Wenn Sie jetzt einen Artikel zur Mainzer Fastnacht vermuten, ist das zwar naheliegend, doch möchten wir Ihnen in diesem Portrait Alfred Huff vorstellen, der in Mainz-Drais ein in Deutschland, wenn nicht sogar Europa, einmaliges Tonstudio aufgebaut hat.
Alfred Huff strahlt Ruhe aus. Man hört ihm gerne zu, wenn er seine Geschichte erzählt: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, das ist ein großes Glück.“ Sein „Hobby“, das sind Musik, Klänge und Geräusche. Alfred Huff kommt aus Mainz-Drais. Hier brachte ihm im Alter von acht Jahren sein Vater das Trompetenspiel bei. Und auch das Schlagzeug hat es Alfred Huff angetan. Das Wohlergehen seines Sohnes im Blick, sagte sein Vater ihm, dass er zwei Sachen nicht werden dürfe: Bäcker und Musiker. „Den einen Wunsch habe ich ihm erfüllt“, lacht Alfred Huff. Und um es vorwegzunehmen: Er hat nicht den Umweg über das Bäcker- und Konditorenhandwerk zu seinem Tonstudio genommen.
Schicksalhafte Begegnung in der Rheingoldhalle
Nachdem Alfred Huff seine Studiengänge in Musik sowie Ton- und Bildtechnik abgeschlossen hatte, war er als Schlagzeuger in Köln und Düsseldorf aktiv. Bei einem Auftritt in der Rheingoldhalle lernte er eines Tages Antonio, den Mann an den Trommeln einer kubanischen Gruppe, kennen und freundete sich mit ihm an. So kam es dazu, dass er in den Jahren danach immer wieder Pakete mit dringend benötigten Materialien an Antonio schickte, die in den Intershops im sozialistischen Kuba nicht zu bekommen waren – Gitarrensaiten und Schlagzeugstöcke zum Beispiel. Im dritten Jahr erreichte ihn dann die Einladung, ob er das Paket nicht einmal persönlich vorbeibringen wolle. Also buchte Alfred Huff eine 14-tägige Urlaubsreise nach Kuba und kehrte, wie könnte es anders sein, erst nach 4 Monaten wieder nach Hause zurück. Im gebuchten Hotel verbrachte er nur eine einzige Nacht, danach machte es sich sein Freund „Toni“ zur Aufgabe, ihm Land, Leute und vor Allem die Musik zu zeigen – „La Pachanga“ zum Anfassen. So studierte er Mojito und Musik, spielte zusammen mit den Musikern von „Buena Vista Social Club“ und entwickelte eine eigene Notation, mit deren Hilfe er die Feinheiten des Schlagzeugspiels der Lateinamerikanischen Musik aufschreiben konnte. Zwei Dinge brachte er wieder mit zurück nach Deutschland: Die Erkenntnis, dass Zigarren nicht als Pfeifentabak taugen und den Ruf, wie ein Kubaner Schlagzeug spielen zu können.
Der Schritt in die Selbstständigkeit
Wieder zurück in Deutschland arbeitete er als freier Toningenieur, studierte Musikwissenschaften und baute im Keller seines Elternhauses sein erstes Tonstudio. Und wieder einmal könnte das Schicksal seine Hand im Spiel gehabt haben, denn die Fähigkeiten von Alfred Huff und seine technische Ausstattung waren genau das, was bei seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter gebraucht wurde: Kennen Sie den Effekt, wenn eine Schallplatte zu langsam oder zu schnell abgespielt wird? Mit der Geschwindigkeit ändert sich bei einer Schallplatte nämlich auch die Tonhöhe. Alfred Huff hatte aber die technischen Voraussetzungen, um Geschwindigkeit und Tonhöhe unabhängig voneinander beeinflussen zu können. Was nach heutigen Maßstäben nicht allzu spektakulär klingt, war damals, Mitte der 80er Jahre, eine technische Sensation und Alfred Huff damit wie geschaffen für das Bearbeiten von lippensynchronen Sprachaufnahmen, zum Beispiel bei der Vertonung von Fernsehfilmen. Bald wurde der elterliche Keller zu klein und Alfred Huff baute ein größeres Studio im wahrsten Sinne des Wortes „in“ den Garten der Eltern – 80 Prozent davon waren nämlich aus Schallschutzgründen unter der Erdoberfläche. Das Dach diente dann gleichzeitig als Terrasse. Die Geschäfte liefen gut und in Alfred Huff wuchs der Traum vom eigenen Konzertsaal, um auch ganze Orchester professionell aufnehmen zu können. Für dieses Projekt fand er 1998 ein geeignetes Grundstück, zufällig auch in Mainz-Drais. Hier konnte Alfred Huff zusammen mit seiner Frau Sigi seinen Traum in die Realität umsetzen: Das Studio Tonmeister bietet heute auf fast 1.800 m² mehrere Aufnahmeräume, Regieräume und als Highlight natürlich den großen Konzertsaal. Sowohl mit der Ausstattung als auch der Konstruktion verfolgt Alfred Huff nur ein Ziel: Kompromisslose Klangqualität. Alle Räume sind klanglich optimiert. Der Konzertsaal ist in Raum-in-Raum-Bauweise konstruiert: Der Boden liegt auf Edelstahlfedern, Die Wände auf beweglichem Untergrund und die Decke mitsamt Klimaanlage hängt an einer speziellen Federkonstruktion. Dies verhindert, dass Außengeräusche in den Aufnahmesaal übertragen werden. Auch an anderer Stelle ist die Ausstattung besonders: Alfred Huff verfügt seit 2016 über die Möglichkeit, Musik und Geräusche im dreidimensionalen Raum zu produzieren. Nun kommen die Effekte nicht nur von links, rechts, vorne oder hinten, sondern auch von oben. Für den Zuhörer oder Zuschauer ergeben sich dadurch außergewöhnlich beeindruckende Klangwelten. Diese Technologie ist mittlerweile unter Dolby ATMOS und AURO 3D sogar für den Heimbereich verfügbar.
Mit seinem Studio deckt Alfred Huff die komplette Palette von Musikaufnahmen ab, seien es klassische, Pop-, Chor- oder auch Rock-Aufnahmen, Big Bands, kleine- oder große Ensembles. Der andere Teil seiner Arbeit umfasst die Synchronisation von Film-Material. Dazu gehören die Komplettierung der Geräusche, das lippensynchrone Aufnehmen der Sprache (Dialogregie) und die Musikmischungen. Alfred Huff hat bisher ca. 400 Filmmusiken geschrieben.
Unternehmer und Förderer
Alfred Huff hat sein Unternehmen mit Leidenschaft zum Erfolg geführt. Auch sein Firmenkundenberater ist beeindruckt: „Es ist immer faszinierend, mit welcher Begeisterung Menschen sich für ihr Unternehmen einsetzen und es erfreut mich persönlich besonders, ein kleines Stück weit zum Erfolg beitragen zu können.“ Dass die Selbstständigkeit für Alfred Huff und seine Frau mitunter auch ein großes Wagnis darstellte, zeigt die Tatsache, dass es um den Jahrtausendwechsel noch ungefähr 500 Tonstudios gab, die Aufnahmeräume für große Orchester hatten, heute sind es in ganz Deutschland keine 20 mehr. Und mit seinen Möglichkeiten im Bereich der Nachvertonung von Videomaterial steht Alfred Huff in Europa ziemlich alleine dar. Für ein solches Unternehmen war für Alfred Huff auch immer eine Bank wichtig, mit der er auf Augenhöhe reden kann, gerade in Zeiten, in denen sich Arbeitsbedingungen verändern. Schließlich sind die Investitionen in stets aktuelle Technik beträchtlich: „Letztlich ist dieses Unternehmen für mich und meine Frau die Altersvorsorge.“ Doch seine eigene Zukunft stellt er nicht in den Vordergrund. Als Lehrbeauftragter der Hochschule Darmstadt im Fachbereich Medien, Studiengang Sound & Music Production unterstützt er regelmäßig die Studierenden und stellt ihnen sein Equipment zur Verfügung. Alfred Huff und seine Ehefrau haben beruflich viel gewagt und ein großartiges Unternehmen erschaffen. Für die Zukunft hat er sich noch viel vorgenommen. Unter Anderem möchte er endlich ein Lied für seine Frau schreiben: „Ich habe hunderte Filmmusiken komponiert. Aber wenigstens ein Mal möchte ich nur für sie einen Song schreiben.“ Bei dem Erfolg, den Alfred Huff bislang hatte, wird daraus vielleicht noch ein Welthit. Was aber schon heute beeindruckt, sind die Ruhe und Zufriedenheit, die Alfred Huff ausstrahlt – La Pachanga aus Drais eben.