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Die Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen gGmbH, kurz gpe, hat sich der Aufgabe verschrieben, psychisch erkrankte Menschen auf dem Weg in die Selbstbestimmung zu unterstützen. Therapeutische Angebote, Trainings und verschiedenste Arbeitsplätze helfen Betroffenen dabei, fit zu werden und nach eigenem Maßstab zu arbeiten. Dazu bietet die gpe ein vielseitiges Angebot zur Rehabilitation und Inklusion, mit Inklusionsbetrieben, Werkstattarbeit, Coachings, psychosozialen Hilfen und Wohngruppen. Die gpe betreibt dazu unter anderem Bioläden, ein Hotel, verschiedene Gastronomiebetriebe und handwerkliche Abteilungen wie eine Möbelschreinerei. Neuestes Projekt ist die Soziale Stadtimkerei. Unter dem Namen „WO WACHS UND HONIG FLIESSEN“ soll ein Ort geschaffen werden, der es Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht, sich gemeinsam und aktiv für den Naturschutz einzusetzen und sich dabei imkerlich zu qualifizieren. Heute fand die Eröffnungsfeier unter Teilnahme der Staatsministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz, Frau Ulrike Höfken, statt. Auch die Rheinhessen Sparkasse gratuliert zum Start des tollen Projektes.

Soziale StadtimkereiZwei Mal wöchentlich treffen sich kleine Gruppen mit maximal acht Teilnehmern für jeweils ca. drei Stunden, um während eines Jahres die Grundfertigkeiten des Imkerns zu erlernen, indem sie erfahrenen Imkern helfen und über die Schulter schauen. Die Teilnehmer kommen dabei aus allen Schichten und Altersgruppen. Studenten, Hausfrauen und Rentner begeistern sich hier gemeinsam für die Honigbiene. „Der Hintergrund unserer Teilnehmer spielt bei der Arbeit mit den Bienen keine Rolle“, erklärt Jens Bucher, Leiter des Projekts „WO WACHS UND HONIG FLIESSEN“, denn das Projekt schafft Möglichkeiten sich vorurteilsfrei zu entfalten. Begleitet wird die Soziale Stadtimkerei von der „Künstlergruppe finger“ aus Frankfurt, die die Lebenswelt staatenbildender Insekten, der Honigbienen, in Analogie zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Themen setzt und über Erfahrung im Bereich der Imkerei verfügt.

Soziale StadtimkereiDen ersten Hobby-Imkern wird seit Mitte April das theoretische und praktische Wissen über Honigbienen vermittelt. Hierzu zählt zum Beispiel auch der Aufbau der Beuten (Bienenbehausung), die Behandlung der Bienen gegen die Varroamilbe, das Entdeckeln und Schleudern der Waben und das Zufüttern der Bienen im Herbst. Dazu hat die Soziale Stadtimkerei zwanzig Bienenvölker angeschafft, von denen aktuell noch 18 existieren. „Bei den anderen beiden hat sich möglicherweise die Königin aus dem Staub gemacht, ohne neue Brut zu hinterlassen. Das Bienenvolk konnte sich dann keine neue Königin nachzüchten, das kann vorkommen“, erklärt Jens Bucher. Direkt neben der alten Lokhalle an der Grenze zwischen den Stadtteilen Hartenberg und Mombach stehen derzeit sechs Bienenvölker mit insgesamt ungefähr 250.000 Bienen. Anfängliche Skepsis der Nachbarn wurde schnell zerstreut. Die Bienen wurden so aufgestellt, dass der An- und Abflug die Nachbarn nicht beeinträchtigt. Mittlerweile freuen sie sich über die kleinen fleißigen Bestäuber, die ja nicht nur für Honig, sondern auch für Blütenpracht sorgen. Weitere Völker stehen auf dem Dach des „kleinen Hauses“ des Staatstheaters Mainz und am Mombacher Waldfriedhof. Auch an der Opel-Arena ist die Aufstellung von Bienen geplant. Viele der Bienen könnten jedoch in großen Teilen von Mainz angetroffen werden, denn eine Biene hat einen Flugradius von bis zu fünf Kilometern.

Soziale StadtimkereiDie Projektteilnehmer konnten in diesem Jahr sogar schon ihren ersten eigenen Honig genießen, obwohl ein „junges“ Bienenvolk in seinem ersten Jahr noch nicht so viel Honig liefert, wie in späteren Jahren. Auch die Verwertung des Bienenwachses ist ab Oktober 2017 als Zuverdienstprojekt geplant. Menschen mit Behinderung soll hier ein niederschwelliges Angebot zur Teilnahme am Arbeitsleben geboten werden. Hier werden dann insbesondere Kerzen, aber auch andere traditionelle Wachsprodukte hergestellt und vermarktet. Auch Workshops für Kinder und Familien sind geplant. Zum Ende des Bienenjahres im Herbst werden die Erfahrungen der Projektteilnehmer künstlerisch aufgearbeitet.

Die Soziale Stadtimkerei freut sich auch zukünftig über interessierte Besucher, die in die Welt der Honigbiene eintauchen oder sich für das Projekt engagieren wollen. Interessenten finden weitere Informationen auf der Internetseite der sozialen Stadtimkerei sowie hier auf unserem Blog.