Teil 2: Die Jahre 101 bis 190
Das Jahr 2017 markiert für die Rheinhessen Sparkasse den Zeitpunkt ihres 190-jährigen Jubiläums. Dies haben wir zum Anlass genommen, Ihnen einen Überblick über die bewegte Geschichte unseres Hauses zu geben. Den Beitrag zu den ersten 100 Jahren finden Sie hier. In der Fortsetzung möchten wir Sie über die Jahre 101 bis 190 unserer Unternehmensgeschichte informieren.
Inflationsjahre und Weltwirtschaftskrise prägten die Jahre nach dem ersten Weltkrieg. Bevölkerung und Wirtschaft hatten kaum Zeit sich davon zu erholen, als sich bereits neues Unheil mit dem Erstarken des Nationalsozialismus ankündigte. Kurzzeitige Vollbeschäftigung und vermeintlicher wirtschaftlicher Aufschwung währten nur kurz und waren lediglich Vorboten der Katastrophe. Die Jahre 1939 bis 1945 waren geprägt von menschlichem Leid der Bürgerinnen und Bürger auch unserer Region. Das Verwaltungsgebäude am Münsterplatz wurde durch Bomben völlig zerstört und glich einer Ruine. Der Krieg machte sich überall in der Bevölkerung bemerkbar. Hunger und Leid waren weit verbreitet. Mit dem Kriegsende schwiegen zwar die Waffen, das Stillen einfachster Bedürfnisse, wie Hunger, Kleidung und Unterkunft blieb jedoch eine große Herausforderung. Eine große Hilfe in Zeiten bitterer Not waren deshalb die Care-Pakete. Sie enthielten mit Fleisch, Speck, Margarine, Schmalz, Zucker und Milchpulver die lebenswichtigsten Nahrungsmittel. Dass eine Organisation aus Amerika, dem einstigen Kriegsgegner, eine sehr wichtige Rolle in der Versorgung der Bevölkerung übernommen hat, kann hierbei gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dank Schokolade und Rosinen sind sie auch den Kindern von damals in guter Erinnerung geblieben. 1946 erreichten die Pakete auch Mainz und wurden fortan von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Rheinhessen Sparkasse an die Bürgerinnen und Bürger ausgegeben. In den Tresorräumen eingelagert waren diese Überlebensrationen zeitweise das wertvollste Gut der Stadt.
Kleine Gruppen von Sparkässlern besorgten außerdem in tageslangen Fahrten nach Koblenz Benzinbestände aus dortigen Tanklagern. Diese knappen Ressourcen wurden, wie die Care Pakete, gegen Gutscheine der Militärregierung an die Bevölkerung verteilt.
Mit dem Beginn des Wiederaufbaus der heimischen Wirtschaft ab dem Jahr 1948 wuchs erneut die Bedeutung der Sparkasse. Sie sicherte den reibungslosen Ablauf des Giroverkehrs und die Kreditversorgung für die hauptsächlich mittelständischen und ärmeren Bevölkerungsschichten. Durch die Ausweitung des Geschäftsumfangs stieg in den folgenden Jahrzehnten die Anzahl der beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
1973 erfolgte die große Fusion von Stadtsparkasse Mainz und Kreissparkasse Mainz zur Sparkasse Mainz, der Vorläuferin der Rheinhessen Sparkasse. Durch den Zusammenschluss der beiden großen Häuser wurde ein Beispiel sinnvoller Bündelung geschaffen, was für Rheinland-Pfalz richtungsweisend war. Bedingt durch die Fusion wurden einige Geschäftsstellen der Kreissparkasse geschlossen. Um weiterhin den Kunden einen Service vor Ort anzubieten, kam schließlich eine fahrbare Geschäftsstelle zum Einsatz. Das Sparkassen-Mobil war rund 20 Jahre für unsere Kunden in Rheinhessen unterwegs.
Ein Jubiläum rückte 1977 in den Vordergrund, denn mittlerweile gab es die Sparkasse in Mainz – nun unter einem Dach – seit 150 Jahren. Ein passender Anlass zum Feiern. Und so wurde zu einer großen Jubiläumsveranstaltung in die Rheingoldhalle eingeladen.
Nach dem Zusammenschluss der beiden Sparkassen sah man sich mit der Frage konfrontiert, wie man der gewachsenen Mitarbeiter- und auch Kundenanzahl im Hauptstellengebäude Bahnhofstraße gerecht werden konnte. Abriss und Neubau? Ein Umbau mit Erweiterung? Oder doch lieber außerhalb des Stadtkerns „im Grünen“? Die Entscheidung fiel letztlich auf den altbekannten Standort. Hier sollte ein Erweiterungsbau entstehen, damit die Kunden den gewohnten Weg beibehalten konnten. So sollte der historische Altbau, welcher unter Denkmalschutz steht, um einen neuen Gebäudekomplex erweitert werden. Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für alle Beteiligten. Im Frühjahr 1979 war es dann soweit. Das erweiterte Hauptstellengebäude wurde fertiggestellt und eingeweiht.
Doch während die sichtbaren Veränderungen abgeschlossen waren, brachte der technische Fortschritt Veränderungen mit sich, die uns bis heute begleiten. Computer nahmen einen immer größeren Stellenwert bei der Bewältigung verschiedenster Aufgaben ein. Sie wurden leistungsstärker und anwenderfreundlicher und ersetzten nicht nur die Schreibmaschine. Füllte ein Computer in den 1960er Jahren noch einen ganzen Raum, sah aus wie ein Raumschiff und wurde mittels Lochkarten mit Daten versorgt, wandelten sich die Geräte hin zu denen, die wir heute kennen. Für Kunden gab es zunächst den „Bildschirmtext“ (BTX) später dann das Online-Banking. Technischer Fortschritt, bei dem die Sparkassen oft federführend mitgewirkt haben, hat nicht nur die Arbeitswelt verändert, sondern auch vielfältige Leistungen möglich gemacht, wie zum Beispiel die Sparkassen-App. In Deutschland waren es auch die Sparkassen, die als erste den Geldautomat angeboten haben – wer möchte darauf heute noch verzichten?
Technischer Fortschritt bleibt auch im 21. Jahrhundert unser Weggefährte: Ein weiteres Großbauprojekt stand an. Das Beratungscenter in Oppenheim hatte ihren bisherigen Standort in der Altstadt. In den vergangenen Jahren ist Oppenheim jedoch gewachsen und der Mittelpunkt des städtischen Lebens hat sich von der Altstadt in das Neubaugebiet verlagert. Um weiterhin dort zu sein, wo wir für unsere Kunden den besten Service bieten können, wurde beschlossen, dass die Geschäftsräume in der Wormser-Straße aufgegeben werden und im Neubaugebiet ein hochmodernes Beratungscenter entstehen sollte.
Zudem war bei der Standortwahl auch das Thema Nachhaltigkeit ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Die Rheinhessen Sparkasse hat sich hierbei bewusst für ein bereits entwickeltes und erschlossenes Grundstück im Gewerbegebiet von Oppenheim entschieden. Durch die zentrale Lage der Immobilie wird der CO2 Ausstoß ankommender und abfahrender Fahrzeuge verringert. Auf dem Dach der Geschäftsstelle sorgt eine Photovoltaikanlage zur Energiegewinnung für eine Einsparung von über 11 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Und auch in allen anderen energierelevanten Bereichen wurde Wert auf die Einsparung von Ressourcen gelegt. Nicht nur in Oppenheim setzt die Rheinhessen Sparkasse seit Jahren auf 100 Prozent Ökostrom und verwendet seit 2016 in allen eigenen Immobilien ausschließlich Ökogas zur Energiegewinnung.
Nach einjähriger Bauphase konnte das neue Beratungscenter Oppenheim schließlich im Sommer 2016 eröffnet werden.
Im Jahr 2017 ist die Sparkasse nun seit 190 Jahren für Sie vor Ort. Auch nach dieser langen Zeit ist der öffentliche Auftrag geblieben: den Sparsinn in der Bevölkerung zu pflegen, die Versorgung der Bevölkerung mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen, die Förderung der allgemeinen Vermögensbildung, die Wirtschaftserziehung, die Förderung des Mittelstands sowie von Vereinen und sozialen Projekten.