Teil 1: Die ersten hundert Jahre
Wir schreiben das Jahr 1827. Die infolge des Wiener Kongresses gegründete Provinz Rheinhessen ist noch kein Teenager, da befördert der Landesherr, Großherzog Ludwig I. von Hessen-Darmstadt, eine seinerzeit geradezu revolutionäre Idee: Breiten Schichten in der Bevölkerung soll künftig das Sparen eines Notgroschens ermöglicht werden. Gleich mehrere Sparkassen im ehemaligen Großherzogtum Hessen verdanken ihre Gründung dieser wohltätigen Haltung Ludwigs. Für seine Mainzer Untertanen verfügte der Regent daher die Gründung einer „dauernden, wohltätigen Anstalt“. Hierfür verzichtete er auf pompöse Feiern und Geschenke anlässlich seiner silbernen Hochzeit. Er verwendete stattdessen die ihm zugetragenen Gelder von Städten und Gemeinden lieber zur Ansammlung von Eigenkapital für die zu gründende Institution.
Schon bald war sein Ziel erreicht. Mit einem Kapital von 2.000 Gulden, der Grundlage des heute vorhandenen Eigenkapitals, wurde am 19.02.1827 die Sparkasse Mainz gegründet. Sie war damit das erste Kreditinstitut in Rheinhessen. 2000 Gulden waren dabei eine ordentliche Summe, wenn man bedenkt, dass beispielsweise die Pfarrei Undenheim etwa zur selben Zeit rund die Hälfte dieses Betrages als Jahreseinkunft verbuchen konnte. Immerhin galt diese Pfarrei damals als einträglichste des wohlhabenden Dekanats Oppenheim.
Auf Basis dieser Grundausstattung entwickelte sich die Sparkasse in den darauffolgenden Jahrzehnten kontinuierlich weiter. Bereits nach 20 Jahren, im Jahr 1847, betrugen die Spareinlagen rund 400.000 Gulden. Waren die Kundengelder zunächst noch in einer „feuerfesten Kiste“ in den Räumlichkeiten der Mainzer Stadtverwaltung untergebracht, so wurden 1867 eigene Kassenräume in der Klarastraße bezogen. 1870 wurde die erste Millionen Gulden in Einlagen erreicht.
Der Krieg 1870 und 1871 ging zumindest wirtschaftlich spurlos an der Rheinhessen Sparkasse vorüber. Beim 50-jährigen Jubiläum im Jahr 1877 war das Guthaben der Kunden auf fast fünf Millionen Mark angewachsen. Der Wandel in den folgenden Jahren vom Agrar- zum Industriestaat prägte auch das geschäftliche Umfeld der Sparkasse. Mainz wuchs: Es entstanden neue Stadtteile und bestehende Stadtteile wurden ausgebaut und vergrößert. So trat die Sparkasse immer stärker in Erscheinung, indem sie ganze Häuserviertel und Straßenzüge finanzierte.
Nachdem sich die Rheinhessen Sparkasse mit Stadt und Region weiter gut entwickelt hatte und dementsprechend gewachsen war, wurden 1892 neue Verwaltungsgebäude in der Flachsmarktstraße bezogen. Auch die folgenden Jahre waren von Wachstum geprägt. 1911 konnten aus Jahresüberschüssen der Sparkasse an die Stadt Mainz 600.000 Mark zur Erbauung der Stadtbibliothek überwiesen werden.
Erster Weltkrieg, 1914 bis 1918: Der Krieg hinterließ auch in Mainz schwere Spuren. Erneute französische Besatzung und wirtschaftliche Stagnation prägten die Nachkriegsjahre. Die Sparkasse übernahm in den Jahren der Hyperinflation 1922 und 1923 sowohl die Ausgabe als auch den Einzug des von der Stadt Mainz ausgegebenen Notgeldes. Nach der Zulassung der Rentenmark auch in unserer Region, setzte der Zufluss von Spareinlagen wieder ein. Beim 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1927 betrug der Einlagenbestand schon wieder mehr als 10 Millionen Rentenmark.
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