Leonard Beck ist Gründer und Geschäftsführer von Standsome. Das Mainzer Start-up designt, produziert und verkauft höhenverstellbare Schreibtisch-Aufsätze aus Birkenholz, die das ergonomische Arbeiten im Stehen ermöglichen. Mit Erfolg: Im letzten Jahr konnte das junge Unternehmen erstmals die Marke von einer Million Euro Umsatz knacken.
Welche finanzielle Entwicklung das Start-up durchlaufen hat und wie es die Arbeitswelt mit seinen Produkten gesünder, nachhaltiger und flexibler machen will, lesen Sie in unserem Interview.
Wann kam Ihnen die Idee für den Standsome, Herr Beck?
Die Idee für den Standsome entstand 2016 aus unserem eigenen Bedarf heraus. Wir hatten selbst Rückenschmerzen vom vielen Sitzen, obwohl wir erst zwischen 25 und 35 Jahre alt waren. Höhenverstellbare Schreibtische waren für unsere Bedürfnisse zu groß und zu teuer, provisorische Pappkartons jedoch zu instabil und unansehnlich. Wir suchten und suchten, aber fanden keine Möglichkeit, kostengünstig und stylish im Stehen zu arbeiten, ohne Abstriche bei der Qualität hinnehmen zu müssen.
Das klingt, als hätten Sie eine Marktlücke entdeckt.
Zum Zeitpunkt unserer Gründung gab es tatsächlich noch keinen Stehschreibtisch-Aufsatz aus Holz auf dem europäischen Markt. Also haben wir den Standsome bewusst als nachhaltige, flexibel einsetzbare Alternative konzipiert, um diese Lücke zu füllen. Ein paar Monate später hatten wir den ersten Prototypen entwickelt: vier Holzbretter zum Ineinanderstecken – ohne Schrauben, ohne Leim, dafür mit einer stabilen Arbeitsfläche, deren Höhe man innerhalb von Sekunden verstellen kann. Alle Menschen, die unseren Standsome zu Gesicht bekamen, waren sofort begeistert oder zumindest interessiert. Das ließ unseren Entschluss reifen, den Standsome im größeren Stil zu produzieren und somit immer mehr Menschen zugänglich zu machen.
Als Sparkasse interessiert uns an dieser Stelle natürlich, wie Sie die Gründung finanziert haben.
Ende 2016 haben wir unser Start-up als Unternehmergesellschaft mit stolzen 300 Euro Stammkapital gegründet. Die erste große Holzbestellung haben wir mit einem privaten Darlehen finanziert, das wir vom Erlös direkt wieder begleichen konnten. Bereits im ersten Jahr haben wir große Unternehmen wie die Rewe Group, MAN oder Zalando von unseren Produkten überzeugt. Seitdem wächst Standsome kontinuierlich. Da unsere Aufsätze von Anfang an so gut bei den Kund:innen ankamen, haben wir bisher keine Investitionen von außen gebraucht.
Man sagt ja sprichwörtlich: Aller Anfang ist schwer. Wie war es bei Standsome?
Dank harter Arbeit und etwas Glück lief es bisher genauso, wie wir es uns vorgestellt haben. Zum Beispiel haben wir 2018 den Hessischen Gründerpreis gewonnen und konnten durch die hohe Aufmerksamkeit unseren damaligen Umsatz auf knapp 200.000 Euro verzehnfachen. Aber natürlich gehört bei der Gründung eines Start-ups auch unternehmerischer Mut dazu: Man muss bereit sein, neue Wege zu beschreiten und auch mal etwas Riskantes auszuprobieren. Wichtig ist dabei immer, dass man die Fallhöhe minimiert und einen Plan B hat, wenn etwas nicht klappt.
Die Corona-Krise hat viele kleine Unternehmen wirtschaftlich hart getroffen. Wie hat sich Ihr Geschäft in dieser Zeit entwickelt?
Dadurch, dass unsere Schreibtischaufsätze per Steckprinzip schnell und einfach auf- und abgebaut werden können, sind sie platzsparend und ortsunabhängig einsetzbar, also für Büro, Homeoffice und mobiles Arbeiten gleichermaßen geeignet. Hinzu kommt, dass viele Menschen zuhause an nicht sehr ergonomischen Arbeitsplätzen – wie z. B. am Esstisch oder auf dem Sofa – arbeiten, insgesamt zu viel sitzen und daher vermehrt Rückenschmerzen bekommen. Hier bieten unsere Aufsätze eine Lösung für mehr Bewegung im Arbeitsalltag, indem sie jeden Tisch in einen individuell höhenverstellbaren Steharbeitsplatz verwandeln. Aus all diesen Gründen konnten wir 2021 zur Jahresmitte bereits einen Umsatz von mehr als einer Million Euro erzielen. Zudem freuen wir uns über mittlerweile 12.000 zufriedene Kund:innen – und darüber, ein attraktiver Arbeitgeber für unsere derzeit 19 Teammitglieder zu sein.
Denken Sie, dass sich Ihre Erfolgsgeschichte auch nach der Krise fortsetzt?
Wir sind der Überzeugung, dass sich die Flexibilisierung der Arbeitswelt weiter fortsetzen wird, da sich die Arbeitsplätze den veränderten Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innen immer stärker anpassen müssen. Hybride Arbeitsmodelle aus Büropräsenz und Homeoffice sind unseres Erachtens keine Übergangslösung, sondern die künftige Normalität: Was in vielen Firmen aus der Not geboren war, hat sich nach Anlaufschwierigkeiten mittlerweile bewährt oder sogar als noch produktiver erwiesen. Generell wird die Bildschirmarbeit durch die voranschreitende Digitalisierung eher zu- als abnehmen. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass die Nachfrage nach unseren Produkten auch in den kommenden Jahren hoch bleibt.
Zuletzt eine Frage in eigener Sache: Wie würden Sie als Firmenkunde Ihr Verhältnis zur Rheinhessen Sparkasse beschreiben?
Die Rheinhessen Sparkasse ist unsere Hausbank, über die alle Geschäftskonten laufen. Sie hat unsere Entwicklung von Anfang an begleitet und wird dies auch in Zukunft tun. Allgemein finden wir es wichtig, dass sich die Rheinhessen Sparkasse mit einer starken Finanzgruppe im Rücken für die Belange der regionalen Wirtschaft einsetzt. Als Mainzer Start-up gibt es uns ein sicheres Gefühl, die hiesige Sparkasse als verlässliche Partnerin an unserer Seite zu wissen.