Clara Zigan, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Kunsthalle Mainz absolviert, gewährt uns einen Einblick in die Ausstellung des Künstlers Joachim Koester, die am 28. November letzten Jahres hätte eröffnen sollen. Doch aufgrund der Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie können die Arbeiten erneut nicht als öffentlicher Rundgang besucht werden. Im folgenden Gastbeitrag können Sie sich dennoch Ihren ersten Eindruck von „The way out is the way in“ verschaffen.
Alles, was wir sehen
Alles, was wir sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken können, versuchen wir einzuordnen und in Kategorien einzuteilen. So können wir uns in unserer Umwelt verorten, diese verstehen und bewerten. Diese permanente Kategorisierung aller Sinneseindrücke führt dazu, dass wir in Ordnungssystemen und Denkweisen gefangen sind. Dieser Umstand führt widerum dazu, dass wir unsere eigene Wahrnehmung häufig darauf reduzieren. Wie schafft man es aber die eigene Ordnung zu durchbrechen, um so neue Verknüpfungen und Wahrnehmungen zu ermöglichen?
Ein Gang durch die Ausstellung von Joachim Koester „The way out is the way in“, die aktuell in der Kunsthalle Mainz ausgestellt ist, kann dazu neue Denkanstöße liefern. Der dänische Konzeptkünstler und Fotograf interessiert sich seit jeher dafür, wie der menschliche Körper auf physische oder auch mentale Erlebnisse reagiert und wie eben diese unseren Geist durchdringen. Die Fotografien, Video-, Soundarbeiten sowie Installationen des Künstlers weisen nicht nur verschiedenste Mittel und Wege auf, um neue Bewusstseinszustände zu erreichen und damit die eigene Wahrnehmung zu erweitern. Seine Arbeiten zeigen auch, was aus solch einer Bewusstseinserweiterung resultieren kann.
So können die Besucherinnen und Besucher hoffentlich bald in drei Meditationen der Stimme des Künstlers zu fremden Räumen folgen oder in eine andere Haut schlüpfen, neuartige Erfahrungen am eigenen Körper machen. Oder sie erstellen bei der Betrachtung einer aus Planeten, verschiedenen Mineralien und Gesteinen, Pflanzen sowie Tieren bestehenden Installation neue Verknüpfungen zwischen Bekanntem und Unbekannten.
„Ein persönliches Highlight der Ausstellung bilden für mich die Fotografien von Coca-Pflanzen. Diese Fotografien sind besonders. Denn nicht die Blätter an sich, sondern die Oberflächenstruktur eines Coca-Blattes sind auf den Vergrößerungen, die im Rasterelektronenmikroskop entstanden sind, zu sehen“, beschreibt Clara Zigan die Ausstellung.
Sie geben einen Blick in deren innerste Strukturen frei, die an zerklüftete Landschaften erinnert. Sie zeigen uns so etwas, das wir eigentlich kennen, aber in der gewählten Darstellungsweise nicht erkennen, da es nun in einer anderen Form in Erscheinung tritt. Diese Fotografien führen uns die menschliche Wahrnehmungsgrenze vor Augen. Sie ermutigen uns, neue Verknüpfungen und Zusammenhänge zu finden und die Dinge um uns herum anders wahrzunehmen, einen Blick hinter die Fassade des Bekannten zu werfen.
Die Kunsthalle Mainz
Bereits in den 80ern wurde der Ruf nach einem Ausstellungshaus für Gegenwartskunst in Rheinland-Pfalz laut. Zwanzig Jahre vergingen, bis die Eröffnung der Kunsthalle Mainz am 1. März 2008 tatsächlich gefeiert wurde. Heute gilt sie als Institution der zeitgenössischen Kunst und als ein Ort der lebendigen Auseinandersetzung.
Erfahren Sie in einem weiteren Gastbeitrag von Stefanie Böttcher, Leiterin der Kunsthalle Mainz, Näheres zur Entstehungsgeschichte, der Architektir sowie den Besonderheiten des Ausstellungshauses: “Die Kunsthalle Mainz”