Samstagabend. Heute ist es also soweit: Nachdem ich schon Gelegenheit hatte, den SV Alemannia Nackenheim kennenzulernen und auch das Trainingslager des ASV Mainz 88 besuchen durfte, freue ich mich auf das heutige Lokalderby. Ob sich die Erwartungen der beiden Vereine (hierüber haben wir vor dem Saisonbeginn berichtet) denn auch erfüllen?
Es dämmert und regnet leicht, als ich mich auf den Weg zur Ringerhalle in Mainz-Mombach mache. Der Parkplatz ist gerammelt voll. Gut, für ein Lokalderby gehört sich das ja so. Und auch in der Halle ist kein Platz mehr frei. Neugierig sehe ich mich um. Die Halle ist recht dunkel, nur die Ringermatte in der Mitte ist hell erleuchtet. Laute Musik überlagert die Geräusche in der Halle und macht deutlich: Das hier wird kein Kaffeekränzchen. Auf der Matte machen sich die Athleten warm. Was „warm machen“ für die Ringer bedeutet, wäre für sich genommen schon eine anstrengende Sporteinheit. Doch die Kämpfer kommen dabei nicht wirklich ins Schwitzen. Das soll sich aber noch ändern…
Pünktlich beginnt der Kampfabend. Zuerst werden die Ringer der beiden Mannschaften vorgestellt. Unter dem Beifall und Anfeuerungsrufen der Zuschauer präsentieren sich die Athleten, in buntes Licht und Nebel gehüllt. Auch Pyrotechnik ist am Start. Bei jedem neuen Namen steigen Feuerbälle in die Luft und erzeugen eine martialische Atmosphäre. Nicht nur im Zentrum der Halle, auch auf den Zuschauerplätzen brennt es jetzt so richtig. Als Zuschauer im antiken Kolosseum hat man sich bestimmt auch nicht anders gefühlt. Glücklicherweise droht den Gladiatoren der Neuzeit kein schlimmes Schicksal.
Die ersten Kontrahenten des Abends stehen sich nun gegenüber und begrüßen sich. Kurz darauf verstummen Trommeln und Anfeuerungsrufe für einen Moment. Dann geht es los. In der Halle branden die Zurufe der Fans erneut auf und Trommeln bringen die Luft zum Beben, während die Ringer des ASV Mainz 88 und des SV Alemannia Nackenheim versuchen, sich gegenseitig herumzureißen. Ich verstehe zwar nicht alle Regeln auf Anhieb, doch mit ein wenig Hilfe der zahlreichen Fans merke ich schnell, worauf es ankommt. Ein Kampf dauert zwar „nur“ insgesamt 6 Minuten – aufgeteilt in zwei Mal 3 Minuten mit einer kurzen Unterbrechung, doch was ich zu sehen bekomme, ist Leistungssport auf höchstem Niveau. Die Kämpfer schonen sich nicht und kommen während der Dauer des Kampfes ordentlich ins Schwitzen. Den Fans gefällt, dass ihre jeweiligen Favoriten wirklich alles geben. Die Ringer treten jedoch nicht nur in einer Einzelwertung gegen ihren Gegner an. Je nach Höhe des Sieges bekommt die Mannschaft des Siegers Punkte für die Mannschaftswertung. Taktik bekommt dadurch einen großen Stellenwert. Denn auch wenn ein Ringer unterlegen ist, kann er seiner Mannschaft einen Dienst erweisen, wenn er möglichst wenige Punkte abgibt.
Mit dem Fortschreiten der Kämpfe in den verschiedenen Gewichtsklassen wird klar, dass es an diesem Abend kein knappes Ergebnis geben wird. Dennoch kocht die Halle bis zur letzten Sekunde. Die Fans stehen mit ganzem Herzen hinter ihrer Mannschaft und das spürt man. Auch ich bin begeistert und weiß, dass dies nicht der letzte Kampf war, den ich mir anschaue. „Gladiatorenkämpfe“ haben ihren Reiz eben auch nach 2.000 Jahren nicht verloren. Die Ergebnisse des Kampfes vom 07. Oktober 2017 finden Interessierte auf den Internetseiten des SV Alemannia Nackenheim sowie des ASV Mainz 88.