Mit unserer Reihe „Rheinhessen nach vorne“ stellen wir Unternehmen in der Region vor, die das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben.

Das Weinhaus Kissel in Saulheim hat neben dem Weingut die Saulheimer Abfüllbetrieb GmbH gegründet. Nachhaltig einen Weinbaubetrieb zu bewirtschaften, bedeutet Ökologie, Ökonomie und Soziales gleichermaßen zu berücksichtigen.

Wir sind im Gespräch mit dem Winzer und Geschäftsführer Magnus Kissel und erfahren mehr über den Saulheimer Abfüllbetrieb, von der Idee bis zur Umsetzung.

Rheinhessen Sparkasse: Herr Kissel, können Sie uns Ihr Unternehmen kurz vorstellen?

Magnus Kissel: Den Grundstock für das heutige Weingut legten unsere Vorfahren bereits 1714 mit einem landwirtschaftlichen Betrieb. Ab 1923 konzentrierten sich Karl I. und seine Frau Kätha auf den Weinbau. Ab dem Jahr 1981 haben mein Vater Karl IV, Enkel des „ersten Karl“ mit meiner Mutter Marika die Geschicke des Familienunternehmens übernommen und sind heute immer noch mit viel Herz dabei. Im Jahr 2017 absolvierte ich mein Studium Weinbau und Oenologie mit dem Bachelor of Science an der Geisenheim University. Seitdem übernehme ich immer mehr die Zügel im elterlichen Weingut zusammen mit meiner Partnerin. Wir führen das Weingut mit 23 Hektar Rebfläche, die wir mittlerweile seit 5 Jahren biologisch bewirtschaften.  Zudem haben wir 1997 noch den Saulheimer Abfüllbetrieb gegründet. Dieser Betrieb bietet Dienstleistungen wie Flaschenfüllungen, Maischeerhitzung oder Crossflow-Filtration (Fest-Flüssig-Trennung) für Winzer in der Umgebung rund um Saulheim an.

Rheinhessen Sparkasse: Was treibt Sie an, ein nachhaltiges Unternehmen in Rheinhessen  zu werden?

Magnus Kissel: Mit dem Thema Nachhaltigkeit haben wir uns schon sehr lange befasst und versuchen, die Thematik immer mehr auch in unserem Alltag zu übernehmen. Wir haben verschiedene Dinge, die wir die letzten Jahre schon übernommen haben, um halt auch in diese Richtung uns entwickeln zu können. Wir haben einen Mitarbeiter, der über 70 Prozent behindert ist, den wir jetzt seit drei Jahren beschäftigen.

Des Weiteren sind wir seit vielen Jahren schon bio-zertifiziert, was die Abfüllung anbetrifft, aber jetzt auch seit fünf Jahren, was das Weingut betrifft. Seit eineinhalb Jahren sind wir IFS-zertifiziert. Das ist der größte Zertifizierungsgrad, den wir als Dienstleister im Abfüllbetrieb erreichen können und der uns auch die Türen in den Handel geöffnet hat.

Jetzt sind wir schon beim Thema. Gerade auch, was das Thema Personal anbetrifft, versuchen wir sehr nachhaltig zu agieren und zu arbeiten. Dementsprechend können wir auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den bestmöglichen Arbeitsplatz gewähren – auch für Mitarbeitende mit Beeinträchtigungen.

Seit fast drei Jahren haben wir unsere potenziellen Dachflächen der Betriebsgebäude mit Solar bedeckt und nutzen auch diesen Strom hauptsächlich für die Produktion in unserem Abfüllbetrieb. Dort haben wir auch die Ausrichtung der Panels auf unseren Flachdächern so ausgelegt, dass wir optimal den Tag über den Strom nutzen können. Perspektivisch sind wir gerade dabei in der Planung einer hochmodernen neuen Abfüllanlage, die viele verschiedene Möglichkeiten besitzt. Sie ist zum einen wesentlich ressourcenschonender und um einiges energieeffizienter als die alte Anlage. Sie bietet uns somit die optimalen Voraussetzungen, den Saulheimer Abfüllbetrieb perspektivisch zukunftsorientiert und leistungsfähig auszubauen.

Rheinhessen Sparkasse: Inwiefern hat die Zusammenarbeit mit der Rheinhessen Sparkasse die Nachhaltigkeitsziele denn unterstützt?

Magnus Kissel: Die Zusammenarbeit mit der Rheinhessen Sparkasse basiert auf schon mehreren Jahrzehnten. Angefangen durch meine Eltern, die in schweren Zeiten starke Unterstützung der Sparkasse erhalten haben. Aber auch das Vertrauen der Sparkasse in die Eltern und in deren Weinbaubetrieb ist zu erwähnen. Dementsprechend konnten wir turbulente Zeiten gut meistern. Während der letzten Jahre und insbesondere währende des Aufbaus und des Aufschwungs unseres Betriebes sind uns auch viele Türen geöffnet worden, die wir ohne die Verbindung und die Unterstützung der Sparkasse nie umsetzen hätten können.

Rheinhessen Sparkasse: Wie planen Sie in Zukunft das Unternehmen noch umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten?

Magnus Kissel: Planungstechnisch haben wir eben schon einen sehr großen Punkt für unseren Betrieb angesprochen, mit der Installierung dieser hochmodernen, hochleistungsfähigen Abfüllanlage. Natürlich haben wir aber auch in unseren Qualitätsmanager-Meetings, die wir durch unsere Zertifizierung des International Food Standards jeden Monat abhalten, auch immer wieder ein Augenmerk auf potenzielle Verbesserungsmöglichkeiten, die wir dann aber auch kurzfristig, mittelfristig, langfristig umsetzen und auch diese Erfolge beziehungsweise das Erreichen der Ziele dann dementsprechend durch unser Qualitätsmanagement dokumentieren.

Rheinhessen Sparkasse: Arbeiten Sie auch noch mit anderen lokalen Partnern aus Rheinhessen zusammen?

Magnus Kissel: Ja, ich sage mal, gerade in unserem Abfüllbetrieb des Dienstleistungsunternehmens ist es so, dass wir für sehr viele rheinhessische Weingüter, auch größere Weingüter, die zum Teil auch bio- oder FAIR `N GREEN-zertifiziert sind, Produkte für sie abfüllen. Und insofern gibt es da schon Verpflichtungen zu weiteren Unternehmen, die den Nachhaltigkeitsgedanken mit sich tragen.

Rheinhessen Sparkasse: Wir danken für das Interview und wünschen Ihnen und Ihren Unternehmen alles Gute für die Zukunft!

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